
X 312 - FLUG ZUR HÖLLE
D / ES 1970 - Action-Thriller / 85 Minuten
Kinostart: 20. August 1971 (Deutschland)
Regie: |
Jess Franco |
* 1930,
†
2013 |
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Drehbuch: |
Jess Franco
Artur Brauner ("Art Bernd") |
* 1918,
†
2019 |
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Besetzung: |
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Alberto Rupprecht, Bankpräsident |
Siegfried Schürenberg |
* 1900,
†
1993 |
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Annamaria Vidal (Hauptrolle) |
Esperanza Roy |
* 1935 |
Bill, Steward / Paco |
Fernando Sancho |
* 1916,
†
1990 |
Carlos Rivas |
Hans Hass jr. |
* 1946,
†
2009 |
John Somers |
Paul Müller |
* 1923 |
Miss Steffi |
Gila von Weitershausen |
* 1944 |
Mrs. Wilson |
Ewa Strömberg |
* 1940,
†
2013 |
Pedro |
Howard Vernon |
* 1908,
†
1996 |
Tom Nilson, Reporter (Hauptrolle) |
Thomas Hunter |
* 1932,
†
2017 |
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Handlung:
Der
totgesagte amerikanische Berichterstatter Tom Nilson (Thomas Hunter) kommt
völlig verstört in sein Büro in Rio.
Nur er kennt die wahren Umstände des Flugzeugabsturzes über dem brasilianischen
Urwald, denn er war dabei.
Seinen Bericht hinterlässt er der Polizei auf Tonband.
Einen Monat zuvor gelangte die Maschine eines Charterfluges auf dem Weg von
Chile nach Rio in die Hände einer gut organisieren Verbrecherclique.
Grund für die Entführung war der Juwelenkoffer des geflohenen chilenischen
Bankpräsidenten Alberto Ruprecht (Siegfried Schürenberg).
Doch anders als geplant, stürzt das Flugzeug ab, der Entführer kommt ums Leben,
die Passagiere und der Steward können sich jedoch in den Urwald retten.
Auf dem beschwerlichen Weg zur nächsten Ortschaft erfahren die Überlebenden
nicht nur die Härten des Dschungels hautnah, sondern geraten auch in die Hände
einer gefährlichen Verbrecherclique ...
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Hans Hass jr - Fernando Sancho - Thomas Hunter |
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Gila von Weitershausen - Hans Hass jr - Thomas
Hunter |
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Hans Hass jr |
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Hans Hass jr - Gila von Weitershausen - Esperanza
Roy - Ewa Strömberg - Fernando Sancho |
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Hans Hass jr - Gila von Weitershausen - Esperanza
Roy - Ewa Strömberg - Fernando Sancho |
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Gila von Weitershausen - Hans Hass jr - Thomas
Hunter |
Kritik:
Nachdem die beiden vorigen Streifen mit Soledad Miranda einigermaßen
gut angekommen waren ("Vampyros Lesbos - Erbin des Dracula"
und "Sie tötete in Ekstase"), schusterte
Artur Brauner dem guten Jess (Franco) einen weiteren Regieauftrag zu. Das
nächste Projekt sollte ein Abenteuerfilm mit Krimielementen vor exotischer
Kulisse sein. Da Brauner gerade wie viele andere Produzenten in der schlechten
Situation war, jede Mark zweimal umdrehen zu müssen, schrieb er das Drehbuch zu
"Tödlicher Amazonas" (Arbeitstitel) gleich selber. Aber auch
Brauner hatte einen Ruf zu verlieren, somit musste das schlichte Pseudonym
Art Bernd herhalten, das ihn neben Franco als Storylieferanten auswies.
Ergänzungen, meist erst am Drehort den gerade herrschenden Umständen angepasst,
nahm wie erwähnt Franco vor, das Dialogbuch für die deutsche Synchronisation
besorgte der erst 22jährige Arne Elsholtz (später deutsche Stimme von Tom Hanks,
Kevin Kline und vielen anderen).
Da die Geschichte in Brasilien spielte, aber man niedrig budgetiert hatte,
musste wieder einmal Franco's spanische Heimat und deren verlaubte Wälder als
Dschungelersatz herhalten. Die Geschichte beginnt damit, das der Reporter Tom
Nilson in seinem Büro beginnt, für seinen befreundeten Kriminalkommissar Joe
Varga einen Tonbandbericht über die Erlebnisse im letzten Monat aufzunehmen. Die
nachfolgende Geschichte ist praktisch eine große Rückblende.
Im Amazonasgebiet stürzt eine Maschine der Utape-Linie auf dem Weg von Chile
nach Rio ab. Die illustre Gesellschaft kämpft sich nun durch den Dschungel und
hat sich dabei mit so einigem Ungemach zu plagen. Da einer von ihnen im Besitz
wertvoller Diamanten ist, entbrennt um die Steine ein erbitterter Kampf, dem so
nach und nach alle zum Opfer fallen. Blutdürstige Kopfjäger und im Rudel
auftretende Dschungelbanditen tun ihr übriges, bis schließlich nur noch Tom, die
schöne Esperanza und die Diamanten übrigbleiben. Nachdem er seinen Bericht
fertigdiktiert hat, geht er zu ihr um die Diamanten der Polizei zu übergeben.
Doch erst da erkennt er, dass Esperanza und deren verbrecherrischer Freund den
Absturz des Flugzeuges herbeigeführt haben. Tom wird über den Haufen geknallt,
die Halunken glauben sich am Ziel. Doch Tom hat die Polizei verständigt und
somit entgehen die beiden ihrer gerechten Strafe nicht.
So weit, so wenig neu. Andere Regisseure machen aus derartigen Stoffen ganze
Serien, bei Franco reicht's nur für ein laues Filmchen. Wenigstens sein Cast
verdient wieder mal Beachtung. Da wäre zunächst Thomas Hunter, der den Reporter
Tom Nilson mit ausreichender Gelassenheit und gleichzeitiger Deprimiertheit
spielt und man ihm bereits von Anfang an ansieht, dass er diesen Film nicht
überleben wird. Fernando Sancho, ein altes Schlachtross des europäischen
Genrefilmes, gibt den bulligen Stewart, der im Laufe der Handlung gleich zwei
seiner Reisegäste ins Jenseits befördert, weil die Verlockung durch die
Diamanten einfach zu groß ist. Das schwedische Model Ewa Strömberg, damals in
fast allen Franco-Werken dabei, hat einen nur kurzen Auftritt als anstrengende
Edelnutte, die schließlich von Sancho während einer Kuss-Szene erstickt wird.
Ebenfalls auf dessen Kappe geht der alterwürdige Siegfried Schürenberg, der hier
bei Franco seinen Einstand gab und anscheinend in Geldnöten steckte. Sein
Bankpräsident, der mit den unterschlagenen Diamanten stiften gehen will, hat nur
kurze Momente. Weit mehr zu bieten hat da schon Esperanza Roy, die ihre Gage
durch's splitternackte Herumturnen im Wasser und giftige Blicke verschicken
wieder reinholt und neben Paul Müller, der den Gangsterboss im Hintergrund
spielt, die Einzige ist, die den Film überleben darf. Weder Hans Hass jr. noch
Gila von Weitershausen, beide damals von Drogen ziemlich geschafft (und das
sieht man ihnen auch an), überleben diesen Film. Er wirft sich um seine Freunde
zu retten den Kopfjägern als willfähriges Opfer vor, sie wird von den Banditen
zu hart rangenommen (beides Sequenzen, die ziemlich garstig ausfallen); und
Howard Vernon, die Graue Eminenz der Franco-Filme, liefert als Dschungelgangster
ein sattes Overacting jenseits des guten Geschmacks.

Der Film ist billig, und es wäre satt gelogen, wenn man behaupten würde, es sei
dem Streifen nicht anzusehen. Da helfen auch die nach Drehschluss durch ein
3-Mann-Team in Rio gedrehten Postkartenimpressionen der brasilianischen
Metropole nichts mehr. Für ein Flugzeugwrack reichte es gerade noch, aber für
eine Explosion fehlte der Groschen und somit muss man sich mit Soundeffekten
begnügen. Der Film ist von der ganzen Stimmung dermaßen trist gehalten, man
wendet sich eher ab ob der unmotiviert dargebotenen Grausamkeiten und der
redundanten Nuditäten. Einzig Hunter schafft es, dass man mit seiner Figur am
Ende sogar Mitleid hat, als er vom Boss einfach so über seinen eigenen Haufen
geschossen wird.
Was die Musik betrifft, hatte man auch diesmal wieder einen guten Riecher. Den
Credit teilten sich der langjährige Morricone-Mitstreiter Bruno Nicolai (dessen
Musik man aus dem Archiv der romanischen Sermi-Film geholt hatte) und der
deutsche Schmierenkomponist Wolfgang Hartmayer, welcher dem Film immerhin ein
melancholisch-brasilianisches Big-Band-Thema bescherte. Aber über die akustische
Beschallung konnten sich die Franco-Filme sowieso nie beschweren. Die Kamera
machte Franco's Stammmitarbeiter Manuel Merino, den Schnitt für die deutsche
Fassung erledigte Veteran Carl Otto Bartning.
Was auch diesen Film wieder einmal anhob, war die Synchronisation, die viele
namhafte Spreche Berliner Garde im Aufgebot hat. Während sich Schürenberg und
von Weitershausen selbst sprechen, übernahm Beate Hasenau die Esperanza, Arnold
Marquis lieh sein knorriges Reibeisenorgan Fernando Sancho und Heinz Petruo
legte Howard Vernon so manche Sauerei in den Mund. Arne Elsholtz turnte durch
drei bis vier Nebenrollen und Peer Schmidt schließlich gab dem Hauptdarsteller
Thomas Hunter wunderbar akustische Kontur.
(...) Vom Gesamteindruck her macht der Film für Franco-Fans natürlich einiges
her, die Schauspieler mühen sich nach Kräften aus ihren klischeebeladenen Rollen
das Beste zu machen. Dennoch ist der Streifen im deutschen Filmgeschehen jener
Tage, vielleicht vom stimmungsvollen EA-Plakat mal abgesehen, wirklich nur eine
Fußnote.

Quellen:
Handlung
http://www.film.at/x_312_flug_zur_hoelle
Kritik
http://www.filmforen.de/index.php/topic/8341-die-skurrile-welt-der-flimmerkiste