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Jürgen Draeger
(* 1940, † 2020)
Das schrieb die Plattenfirma über ihn:
Außergewöhnliche Karrieren in einem außergewöhnlich harten
Beruf sind dann besonders selten, wenn zwei wohl unumgängliche Dinge fehlen:
Geld und Beziehungen. Und wenn es dann aber doch einem echten
Außenseiter, gelingt, alle Barrieren zu überspringen,
aus dem Nichts aufzutauchen, dann nur mit einer Riesenportion
Mut, Fleiß und Talent, dann macht es große Freude, diesen Namen zu nennen:
Jürgen Draeger.
Wenn man heute den Namen dieses erfolgreichen Schauspielers
hört, kann man sich bei seiner Popularität kaum vorstellen,
dass vor Jahren niemand daran dachte, diesen talentierten
jungen Mann auch nur für die kleinste Rolle zu engagieren.
Die Geschichte seines Lebens und seiner Laufbahn erinnern
fast an eine sozialkritische Geschichte: In Berlin wurde er geboren.
Die Wohnung zerstörte ein Bombenangriff total. Der Vater
starb nach der Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft.
Die Mutter, eine jener besonders tapferen und liebenswerten
Frauen, hauste mit ihrer kleinen Tochter Gerlinde und
ihrem 10jährigen Sohn Jürgen in einem winzigen Zimmer im
Hinterhof irgendwo im grauen Berliner Häusermeer,
ohne Sonne und nur mit einer armseligen Sozialunterstützung.
Natürlich versuchte Jürgen, Mutterns Haushaltsgeld etwas
aufzubessern.
Nach dem Verlassen der Schule gab es nur die Möglichkeit,
schnell einen praktischen Beruf zu erlernen,
und so folgten drei Jahre Lehrzeit als kaufmännischer
Angestellter und ein Jahr Berufspraxis.
Doch die magere Bezahlung zwang ihn dazu, als Maschinist in
einer Fabrik zu arbeiten.
Jürgen Draeger fasste mit 21 Jahren endlich den Entschluss,
seinem heimlichen Wunschtraum, Schauspieler zu werden, zu verwirklichen.
Die prominente Berliner Schauspiellehrerin Marlise Ludwig
hatte beim ersten Vorsprechen Jürgens Talent sofort erkannt
und ihn gleich angenommen.
Nachts arbeitete er dann in der Fabrik, und am Tage nahm er
Schauspielunterricht.
Mit einem alten Fahrrad pendelte er bei jedem Wetter zwischen
beiden Stationen. Wenig Schlaf, verzweifeltes künstlerisches Ringen -
nur der Glaube, eines Tages aus dieser Misere herauszukommen,
gaben ihm die Kraft, das zu überstehen.
Nach drei Studienjahren und hervorragendem Abschlussexamen,
aber ohne Engagement, gehörte er plötzlich zu diesem Heer verzweifelter,
arbeitsloser junger Schauspieler. Unbekannt und hungernd
begann der Kampf und das Betteln um die kleinste Rolle.
Doch es gab immer Gründe, von Produzenten und Regisseuren
abgelehnt zu werden.
Das deprimierende Klinkenputzen schien kein Ende zu nehmen.
Eine Zeitungsnotiz über ein interessantes Filmvorhaben
veranlasste Jürgen Draeger, sich an die Autobahn zu stellen und
per Anhalter nach Hamburg zu trampen, um sich dem Regisseur
Jürgen Roland vorzustellen.
Und da geschah das Wunder: Regisseur Roland erkannte sofort
die außergewöhnliche Begabung und gab Jürgen Draeger mit einer Hauptrolle
in dem dann später preisgekrönten Film "Polizeirevier
Davidswache" die große Chance.
Nach der Uraufführung war der Erfolg für Jürgen sensationell.
Kritik und Publikum waren sich einig: Das war die Entdeckung des Jahres.
Von Angeboten überhäuft, drehte Jürgen Draeger in knapp vier
Jahren zehn Filme, 23 Fernsehspiele und spielte Theater.
Er wurde nicht nur der gefragteste unter den Schauspielern
seiner Generation, sondern auch der beliebteste.
Sein Geheimnis: seine große Spontaneität und die Ehrlichkeit,
mit der er seine Rollen spielt.
Seine Leidenschaftlichkeit und sein Temperament - und das
spürt das Publikum! Er macht nichts vor, und er täuscht nicht.
Und genauso zeigt er sich auch in seinem musikalischen Debüt;
ohne falsche Masche stellt er sich offen und ehrlich und vor allem sympathisch,
so wie man Jürgen Draeger kennt und liebt.
Diese, seine erste Platte, beweist sein Talent als Sänger - aber er wird es
sich auf den Lorbeeren seines Ruhmes nicht bequem machen,
sondern weiter unermüdlich an sich arbeiten und sich's auch
im Reich der leichten Muse rechtschaffend schwer machen.
Telefunken 56 043, Du kannst alles von mir haben / Halt' dein Girl mit beiden
Händen fest, 1969
[A-Seite] M & T: Ralf Arnie & Klaus
Munro
[B-Seite] M & T: Nico Fossola = Klaus Munro
* 1940 in Berlin-Schöneberg.
Kaufmännischer Angestellter, Maschineneinrichter.
Schauspielunterricht, Theater-Engagement u.a. am Schillertheater in Berlin.
Hörspiele, Filme (1967 mit Udo Jürgens in dem Film "17 Jahr, blondes Haar"),
Fernsehrollen ("Die Revolution entlässt ihre Kinder", "Hafenpolizei",
"Jedermannstraße 11", "Kriminalmuseum" u.a.). Sang einige Schlager.
Siegmund Helms (Hrsg.): Schlager in
Deutschland, 1972, S. 188.
Weitere Schallplatten-Produktionen
1970 /
Telefunken U 56 064 |
Ich bin happy Jetzt bin ich da |
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