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Thomas Hock
(* 1949)
Thomas Hock - Hairhauptdarsteller - wurde von Abi Ofarim produziert.
Gemeinsam mit Susan Avilés und Peter Petrel gehörte er zur ersten "Prom-Generation".
Ab Mitte der 70er-Jahre führen seine Spuren nach Spanien.
Das schrieb die Plattenfirma über ihn:
Ein Stern geht auf ...
Nach intensivem Musikstudium in Paris und München schickt
sich Thomas Hock an, die Hitparaden zu erobern -
mit einer Stimme wie Stahl und
Samt.
Der 21jährige macht im Fernseh-Talentschuppen auf sich
aufmerksam. "Halt meine Hand" ist seine erste Platte.
CBS 5096, Halt' meine Hand / Ich will leben, 1970
Dies ist die zweite Single des aufstrebenden jungen
Pop-Sängers aus der PROM-Mannschaft.
Seine erste ("Halt meine Hand"), zahlreiche Auftritte im
Fernsehen, sein Portrait in BRAVO (Nr. 8/70)
haben die Gemeinde seiner
Bewunderer schnell anwachsen lassen.
"Heiß wie Feuer" wird ihm viele neue zuführen.
CBS 7043, Heiß wie Feuer [Sweet Poison - Schadel] / Ein neuer Tag
[Another
Day - Schadel], 1971
Das schrieb die Presse über Thomas:
Ein Sprungbrett ins große Showgeschäft (7. Juli 1969)
... ist mit seinem sensationellen Erfolg für alle Hauptdarsteller das
Pop-Musical "Hair".
Nachdem Reiner Schöne wegen anderer
verlockender Angebote aus dem Ensemble ausschied, übernahm Thomas Hock dessen
Part und war so über nacht ein begehrter Star.
Für Thomas
Hock sind augenblicklich Zigarren zur Entspannung unentbehrlich, denn für seine
erste große Schallplattenprodution,
die in diesen Tagen
mit verdeutschten Nummern aus der amerikanischen Hitparade, französischen
Chansons und
exotischen Titeln in München entsteht, hat er
nur wenige Tage "Urlaub von Hair", um dann sofort wieder zur Düsseldorfer
Aufführung zurückzukehren.
Das seltsame Hick-Hack um Heck und Hock (Hamburger
Abendblatt / 21. November 1970 / Emanuel Eckardt)
Thomas Hock (mit o) wird keine Chance bekommen, in
einer der Sendungen des Zweiten Deutschen Fernsehens aufzutreten, so lange er
sich nicht
von einem schwerwiegenden Makel befreit: dem
Namen Hock. Diese seltsame Forderung äußerte Dieter Thomas Heck (mit e).
Hock und Heck sind nach Ansicht des lautstarken Hitparadenpferdes im ZDF-Stall
zu ähnlich.
"Was würden Sie sagen, wenn ich plötzlich eine
Sängerin namens Petra Alexander herausbringen würde?", begründete Dieter
Heckscher alias Dieter
Thomas Heck seinen Entschluss, dem
Münchner Nachwuchssänger Steine in den Weg nach Mainz zu legen.
Der Saarbrücker Lokalmatador und Mainzer Moderator Heck hockt an der Quelle.
Die Stimme, die ihm im freien Schnulzenwettstreit nie so recht zum Erfolg
geholfen hatte, wiegt im ZDF und bei der "Europawelle Saar" um so
schwerer, und wie es scheint, entscheidet sie und nicht die Stimmen des
Publikums darüber, wer in der Hitparade auftaucht.
Dies
bestätigte auch ein Sprecher der Schallplattenfirma CBS, bei der Thomas Hock
unter Vertrag ist: "Heck sagte uns unumwunden, dass Thomas Hock
seinen Namen ändern müsse, wenn er in einer der Sendungen des ZDF auftreten
wolle."
Hock, der im Gegensatz zu Heck über eine in
harter Fron ausgebildeten Stimme verfügt, er studierte Gesang am Konservatorium
für Chanson in Paris,
einem Institut der französischen
Fernsehgesellschaft ORTF, will es nun, wenn es sein muss, ohne das Wohlwollen
von Heck schaffen.
Sein Manager Abi Ofarim paukt täglich
sechs Stunden mit seinem Schützling Beatgesang und Bühnenerfahrung.
Die ist bei Hock übrigens schon in erheblichem Maße vorhanden.
Nachdem er in Paris das Gold in seiner Kehle hinreichend poliert hatte, ging er
an die Falckenbergschule nach München, wo er zweieinhalb Jahre lang
das Schauspielhandwerk erlernte. Es folgten verschiedene kleine Rollen, und
schließlich spielte er - freilich nicht als Titelheld - in Maximilian Schells
"Hamlet"-Inszenierung am Deutschen Theater in München.
Bald darauf griffen ihn die Talentsucher des Musicals "Hair" auf. Als "Wuff"
sang er zunächst den anstößigen Song "Sodomie", kletterte dann aber sehr
schnell an die Spitze der "Hair"-Hierarchie. Rund dreihundertmal stand er in der
Hauptrolle des Claude auf den Bühnen von Berlin und Düsseldorf.
Er ist einer der wenigen, deren große Hoffnungen mit "Hair" den Sprung in die
ebenso heißumkämpfte wie dichtbesiedelte Showbranche zu schaffen,
erfüllt worden ist.
Dass ihm nun von so unerwarteter Seite
Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, bedrückt Hock, der nicht mit dem
branchenüblichen Ellenbogen
ausgestattet ist, sehr. Auf
seiner Tournee zu Sendern, die außerhalb des Machtbereichs von Dieter Heckscher
liegen, kam er nach Hamburg.
Bei einem Besuch in der
Redaktion der BOX gestand er: "Ich habe Angst, diesem Menschen zu begegnen."
Ob die Angst begründet oder unbegründet war,
konnte bis dato nicht geklärt werden. Interessanterweise trat Thomas 1971 aber
mit "Ein neuer Tag" in Ilja Richter's "DISCO" und - man höre und staune - doch
in der ZDF-Hitparade auf.
EINE FACHSCHULE FÜR JUNGE POPSÄNGER (Hamburger
Abendblatt / 30. Januar 1971 / Emanuel Eckhard)
Vor zwei Jahren noch machte Abi
Ofarim mit viel Geschick und der Stimme seiner besseren Hälfte Millionen.
Jetzt bezieht er Unterstützung vom
Arbeitsamt, das in Deutschland seinesgleichen sucht.
Münzstraße 7. Ein schmales baufälliges
Haus, unten Ocker, oben verblichenes Grau. Die Tuba im Hofbräuhaus um die Ecke
klingt nach Bierschwemme.
In der Münzstraße 7 treffen sich
junge Münchner, die mal einen Joint ziehen wollen, ohne dass jemand
dazwischenfunkt.
Auf der Treppe lagern angetörnte Typen zuhauf. Der Zugang zum dritten Stock ist
ihnen verwehrt. Im dritten Stock ist PROM.
Vor vier Jahren hatte Abi Ofarim
die Idee, eine Firma zu gründen, in der junge Sänger ausgebildet werden, bevor
sie im Showgeschäft mitmischen.
Jetzt zeichnen sich erste Erfolge
dieses Pop-Institutes ab.
Der ehemalige
Haupt-"Hair"-Darsteller Thomas Hock (22) beansprucht mit seinen Titeln "Ich
will leben" und "Halt'
meine Hand" immer wieder die Sendeminuten von
Funk und
Fernsehen, Susan Avilés' volle dunkle Stimme (Münchner Abendzeitung: "Wirklich
heiße Ware") dringt wohltuend durch das Einerlei deutscher Schlager-Dutzendware,
und Peter Petrels Titel "Kinder
des Lichts" sollte von den Schallplattenläden
als Rarität verkauft werden. Die Stimme des Hannoveraner Jazzsängers hat
internationales Niveau.
Susan, Thomas und Peter gehören zur "ersten Generation" der
Prom-Pop-Interpreten.
Bevor sie ihre erste Single aufnehmen durfte, wurde Susan Avilés zum Beispiel
ein Jahr lang ausgebildet: "Ich lernte mich zu bewegen, Tanz, Choreographie.
Ich lernte Englisch, Gitarre,
Schminktechnik, Yoga und vor allem Singen." Abi Ofarim arbeitete täglich sechs
Stunden mit seinen Schützlingen. Manchmal bis in die Nacht.
"Prom ist einer der Gründe für
meine Trennung von Esther. Ich musste das machen. Ich war nicht mehr komplett
mit mir auf der Bühne."
Abi Ofarim, der Manager seiner singenden Frau, die zweite Stimme im Hintergrund,
die sich in den Studios zu mächtigem Brüllen erheben konnte,
wenn ein Beleuchter Esther nicht
ins rechte Licht rückte, Abi Ofarim, das glatte Gesicht mit den schläfrigen
Augen - an diesem Bild stimmt nichts mehr.
Vor mir sitzt ein Abi Ofarim, der
zum deutschen Show-Business passt wie ein Smoking zum Gartenzwerg.
Da sitzt ein Mann in der Haartracht
biblischer Apostel, 33 Jahre, relaxed, eher Prophet als Manager, ein Mann, der
sich entschlossen hat,
seine Millionen auf den Kopf zu hauen, um in Deutschland, dem Schlafsaal der
Popmusik, die Fenster aufzureißen:
"Ich rede nicht vom Geld, ich habe
genug, um das hier noch zwei Jahre zu machen. Für mich ist die Wahrheit wichtig.
Ich will die Wahrheit!
Ich will, dass die Leute, die hier bei Prom sind, sich selbst finden, ohne auf
den kommerziellen Wind zu kommen.
In den großen
Schallplattengesellschaften werden sie gezwungen, etwas zu machen, was sie nicht
wirklich wollen. Hier sagt niemand, dass sie etwas tun oder sein müssen."
Abi spricht mit leiser
eindringlicher Stimme. "Eine halbe Millione hat Abi hier schon reingesteckt."
Fred Schinhärl, Endzwanziger aus
der Oberpfalz, ist Abis rechte Hand und hat den Überblick.
Wenn man Popsänger ohne Rücksicht
auf Rendite ausbildet, ein Jahr üben lässt, bevor mit der Produktion begonnen
wird, ihnen ein Gehalt von 900 Mark zahlt,
für sie ein britisches
Hausorchester und ein eigenes Studio unterhält, eine "Bank" von kostspieligen
Kompositionen speichert, aus denen die Interpreten frei wählen können,
dann kostet das Geld.
11.000 DM Ausbildungshilfe, die das
Arbeitsamt München nach sorgfältiger Prüfung bewilligt hat, sind da nur ein
Tropfen auf den heißen Stein.
Susan, Thomas und Peter arbeiten
jetzt an der zweiten Singl. Die Düsseldorfer Popgruppe "Can", ebenfalls bei Abi
unter Vertrag, musizieren in eigenen Studios,
von Prom finanziell unterstützt.
Neue Entwicklung, die "zweite Generation" bosseln an ihrer ersten Platte.
Darunter Luana aus Italien, ein
Winzling mit großen Augen und einer zwei-Zentner-Stimme.
"Wenn jemand mit einer irren Stimme
hierher kommt, ist das nicht genug. Er muss eine Persönlichkeit sein, offen,
bereit zu lernen, sich selbst zu entwickeln,
an sich zu arbeiten", sagt Abi
Ofarim, der hofft, dass Prom in Deutschland viele Nachahmer finden wird.
"Ich will, dass niemand mehr von
Deutschland als Provinz spricht. Ich sehe an Holland, an Dänemark, an der
Schweiz, dass das nicht so sein muss."
Kathy Reising, vormals
"Hair"-Pflegerin, jetzt Betreuerin des Prom-Popvölkchens, hat zwiemal "Hier"
geschrien, als der Herrgott den Charme verteilte.
Sie verschwendet ihn bedenkenlos,
um die "Kinder" in Fernseh- und Rundfunksendungen unterzubringen.
Aber Radio Luxemburg, die Welle
ungetrübter, seichter Freude, gab ihr einen Korb.
Peter
Petrels Texstzeile "Der Leib des Teufels wird getauft" entsprach nicht den
Luxemburger Vorstellungen von einem sauberen Äther.
Aber Erfolg ist bei Abi Ofarim kein
Konzept. Eher die Hoffnung eines Spielers, der auf seine Trümpfe vertraut.
Es ist ein Spiel mit hohem Einsatz,
ein Spiel bei dem Abi seine Millionen setzt für eine Idee, für den Glauben an
die "Wahrheit".
Abi spielt gegen eine Industrie, die seit Jahrzehnten auf Ideen verzichtet.
Münzstraße 7. Schichtwechsel. Bei
Prom gehen die Lichter aus. In der Teestube im zweiten Stock glimmt der erste
Joint.
Ein schmales, baufälliges Haus im Zentrum Münchens beginnt sein Nachtleben.
*
1949 in Bretten/Baden, mit 13 Gitarre-Unterricht.
Mit 17
Jahren beteiligte er sich an einem Nachwuchswettbewerb in Heidelberg und gewann
den ersten Preis.
Einjährige Ausbildung am Pariser "Petit
Conservatoire de la Chanson".
Sang in "Hair" den Claude,
wurde von Abi Ofarim entdeckt und betreut.
Auftritt im
"Talentschuppen" des Südwestfunks, Schauspielunterricht in der Münchner
Falckenberg-Schule.
Siegmund Helms (Hrsg.): Schlager in
Deutschland, 1972, S. 192.
Weitere Schallplatten-Produktionen
1971 / CBS 7543 |
Du weißt es Wenn |
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1972 / Boccacio RCA (Spanien) B 32 512 |
El Tren de ninguna parte [ES FÄHRT EIN ZUG NACH NIRGENDWO] - Christian Anders Love |
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1973 / Explosion RCA (Spanien) E 34 512 |
Oh Daddy, oh Mama Por el Mar |
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1973 / Explosion RCA (Spanien) | Ven al Hogar Love |
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ca. 1973 / Explosion RCA (Spanien) |
Otra vez Carnavales |