CHRIS EKLUND (dingi, 14. März 1971)

"HITS" UND MEDIZIN

Die junge Dame mit dem prächtigen langen goldblonden Haar, die mich in meiner Wohnung aufgesucht hat, ist Schwedin,
heißt Chris Eklund und hat bereist in der Schlagerbranche einen guten Namen.
Als ich 1962 maturierte, schwankte ich zwischen drei Studiengebieten: Medizin, Dolmetsch, Architektur.
Auch für Journalistik hegte ich Interesse. Als ich dann mit den Eltern, mein Vater ist Generaldirektor der Atombehörde, nach Wien kam,
hatte ich mich endlich entschieden: Medizin.

Nun sitzt Chris im Hörsaal der Uni und wird nach ihrem Ermessen spätestens in einem Jahr fertig sein.
Auf welches Fach sie sich einmal spezialisieren wird? Auch hier schwankt sie noch: zwischen Chirurgie und Psychiatrie.
Die Medizin hat sich mit der Musik immer gut vertragen. Vor allem in früheren Jahren gab es sehr viele Ärzte,
die ein Instrument ausgezeichnet beherrschten und sogar den Dirigentenstab bei Ärzteorchestern schwangen.
Ich habe in meiner Geburtstadt Stockholm 11 Jahre Klavier gespielt. Als ich eine Gitarre bekam,
fing ich an zu komponieren und zu texten. Mein öffentliches Debüt vollzog sich 1968 beim schwedischen Rundfunk.
Meine österreichische Premiere hatte ich vor zwei Jahren in einer Rundfunksendung bei Ö3.

Ende Februar flog Chris nach Rumänien, um dort an einem Wettbewerb teilzunehmen.
Zu ihren Liedern, die bereits bekannt sind, gehören: „There can’t always be Sunshine“, „It’s not easy“, „You just let her go“.
Bei der Showchance 1970 war sie die Zweite in der Ausscheidung Wien.
Im Frühjahr werde ich in Deutschland in der TV-Sendung ‚Die Schaubude’ mitwirken.
Auch in der Kabarettfolge ‚Mies Austria’, die Mitte Juni gesendet wird.
Ob ich irgendein Vorbild habe? Ich liebte einmal Joan Baez sehr, allerdings bevor sie Protestsongs brachte.
Derzeit bin ich ein bisschen nervös. Wegen der Fernsehsendung. Nein, wegen einer Prüfung über Innere Medizin, die ich Anfang April ablegen muss.


Chris Eklund hat noch einen weiteren Namen, er lautet Grell. Genauer gesagt, heißt sie seit einem Jahr nur Grell.
Im ersten Sommer meines Wiener Aufenthalts lernte ich einen Studenten der Hochschule für Welthandel kennen.
Am 21. Februar feierten wir unseren ersten Hochzeitstag. Wolfram und ich wohnen in Währing in einem netten Heim,
das ich allein versorge. Zwar ist mein Mann sehr bescheiden, was das Essen betrifft (‚Du kannst ruhig Rühreier machen.’),
aber ich versuche, doch etwas Kompliziertes ‚hinzuzaubern’. Außerdem nähe ich alle meine Sachen selbst.
Für den Alltag und für die Bühne. Bei allem, was mit den Händen zu tun ist, bin ich recht geschickt.
Vielleicht interessiere ich mich deshalb auch für die Chirurgie
“, lächelt sie.

Da das Interview in meiner Wohnung stattfand, weil ich unter Kreuzschmerzen litt, hatte ich Gelegenheit,
die stud. Med. Chris zu examinieren. „Lumbago“, stellte sie fest, nachdem sie mich fachkundig abgetastet hatte.
Meinen geplanten Arztbesuch verschob ich daraufhin auf unbestimmte Zeit.
Melitta Schreiber

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