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1943 in Stockholm/Schweden als Kerstin Eklund geboren

Tochter von Dr. Sigvard Arne Eklund (1911-2000) und Anna-Greta Eklund (1916-2000), 2 Geschwister

kam 1962 nach Österreich

Medizin-Studentin

vielseitig; spielt Gitarre, textet und komponiert für sich und andere

seit 1976 in zweiter Ehe mit Peter (ebenfalls Arzt) verheiratet

Foto zeigt Chris Eklund in der Wien-Vorausscheidung in einem selbst-designten langen weißen Kleid

 Hier gelangen Sie zur ausführlichen Discographie
 

 

Allgemein

 

Kerstin "Chris" Eklund wurde 1943 in Stockholm geboren.
Doch wieso eigentlich Chris? Nun Kerstin (stammt von Christina) wird in Schweden als Schearschtin ausgesprochen. Da während ihres einjährigen Aufenthalts in Amerika (während der Schulzeit) niemand in der Lage war ihren Namen korrekt auszusprechen, entschied sie sich für Chris.

In Schweden gab es bereits zu dieser Zeit die Zentralmatura und Chris hatte das höchste Maturazeugnis von ganz Schweden.
Nun wollte sie natürlich studieren, doch welches Fach?
Sie war sich unsicher ob sie Sprachen (da sie auch am Dolmetschen Interesse hatte) oder Medizin studieren sollte.
Für letzteres hatte sie jedoch die falschen Unterrichtsgegenstände im Maturazeugnis.

Ihr Vater wurde am 1. Dezember 1961 zum Generaldirektor der Internationalen Atomenergiekommission ernannt und übte diese Amt 20 Jahre lang aus (nach der 4. Wahl, 1981, sagte er: "Jetzt weiß ich, dass ich gehen soll"). Chris entschied sich mitzugehen und folgte ihm nach Wien, um Korrespondenz zu studieren.

Sie inskribierte in Wien und sollte für ihr Studium Korrespondenzbriefe schreiben, die nach Stockholm geschickt werden mussten. Die restlichen Voraussetzungen konnte sie sich im ersten Semester nebenbei aneignen. Doch schon bald darauf inskribierte sie Medizin.

Musik war immer schon wichtig in ihrem Leben: In Schweden erhielt sie elf Jahre lang Klavierunterricht.
Zur Matura bekam sie eine Gitarre geschenkt. Als absolute Autodidaktin - allerdings mit einem guten Gehör - begann sie fortan selbst zu komponieren und zu texten. Die Akkorde wählte sie stets nach Gehör.
1968 wurde sie in Schweden auf einer Party entdeckt und der schwedische Rundfunk machte eine Sendung mit ihr.
Wenig später sang sie in Wien auf dem "UNIDO-Ball" und auch der österreichische Rundfunk wurde bald auf sie aufmerksam und bat um eine Aufnahme.

Beim ersten Termin im Funkhaus sang sie für die Aufnahme eines Demobandes ein französisches Lied. Dabei begleitete sie sich selbst mit der Gitarre.
Unterstützt wurde sie vom ORF-Orchester. Die erste Aufnahme klang überhaupt nicht. Bei der zweiten Aufnahme war sie dann ganz stolz, dass das dreistrophige Lied ohne einen einzigen Schnitt fertig gestellt wurde.

Am 26. September 1969 trat sie in Peter Rapp's Sendung Spotlight auf.

Es folgten zahlreiche Tourneen in Österreich und Deutschland.
1969 oder 1970 sprang sie kurzfristig für die erkrankte Angela Deloni beim "Schlagerfestival" in Freistadt ein.
Sämtliche Wochenenden waren komplett ausgebucht und nebenbei musste sie noch für ihr Medizinstudium lernen.
Irgendwann kam der Moment, an dem sie sich entscheiden musste. Solange es nur ein Hobby war, war es schön.

  Show-Chance  

1970 nimmt sie an der Show-Chance teil. Doch auch sie hat sich nicht selbst beworben. Durch Rundfunkaufnahmen war sie bereits gut bekannt und wurde von Evamaria Kaiser angemeldet.

Steckbrief für die Talente-70-LP (Stand: Sommer 1970)

Lieblingsautoren: Steinbeck, Ernest Hemingway
Lieblingssänger: Joan Baez, Rick Springfield, Gilbert Bécaud
Lieblingsfarbe: schwarz
Hobbies: zeichnen, reiten, kochen, komponieren
Wünsche für die Zukunft: Medizinstudium vollenden, Erfolg mit meinen Liedern
 

Im Rahmen der "Show-Chance" sang sie folgende Titel:

   "It's not easy" (Eigenkomposition) - 2. Platz in Wien-Vorentscheidung
   
"You just let her go" (Eigenkomposition) - 7. Platz im Finale

"You just let her go" im Show-Chance-Finale

Jury Grunsky Lossack Ofarim Philipp Heller gesamt
Wertung Musik 2 5 2 4 6 19
Wertung Show 3 5 1 5 5 19
gesamt           38

 

   

 

Im Rahmen der Show-Chance gab es in diesem Jahr folgende Haupt-Events:

am 13.06. Teilnahme in der Radiosendung "Talente 70" (Ö3) - mit "It's not easy"
am 21.08. Promo-Termin für die LP "Talente 70 - Erfolgsgeneration von morgen" - mit "It's not easy"
am 11.09. Auftritt bei der ÖAMTC-Gartenparty
am 19.09. TV-Finale - mit "You just let her go"


(Foto © Peter Kutzer-Salm)


Chris Eklund, Norma Lynn und Wolfgang waren 1970 die Gesichter der "Milchwirtschaft" (Die österreichische Milchwirtschaft war Partner der ORF-Nachwuchsförderung)

  Weitere musikalische Erfolge  

1970 (Fortsetzung)
Eigentlich sollte sie in diesem Jahr Österreich beim Eurovision Song Contest mit "There can't always be Sunshine" vertreten, doch es kam nicht dazu.
Bürokratische Hürden hinderten sie an der Teilnahme. Das Hauptproblem: Chris war nach wie vor schwedische Staatsbürgerin und durfte das Lied nicht in englischer Sprache singen. Nach langem Hin und Her wurde von einer Teilnahme abgesehen. Schade!

Es folgten Konzert-Tourneen durch Österreich mit Lance Lumsden, Nick Oliver, den Schmetterlingen und der Lost Generation.

1971
am 4. März vertritt sie Österreich beim "Golden Stag Festival" in Brasov/Rumänien (gemeinsam mit Eric)
Chris Eklund sang ein selbst geschriebenes und ein rumänisches Lied.
Siegerin wurde Landsmännin Ann-Louise Hansson aus Schweden.

am 17. Juli wurde sie als Neuvorstellung in Dieter Thomas Heck's ZDF-Hitparade mit dem Titel "Es liegt an dir allein" vorgestellt, konnte sich jedoch nicht unter den besten Fünf platzieren.

Es folgen Fernsehauftritte in der "Aktuellen Schaubude" (NDR) und in der Kabarettfolge "Mies Österreich"


Anekdote zur ZDF-Hitparade:
Gerda Berndorff warnte sie im Vorfeld, bloß keine Angst vor Regisseur Truck Branss zu zeigen. Bei der Generalprobe war es dann doch sehr schwierig für die zierliche Sängerin. Sie musste die Bühnenstufen hinuntergehen und Truck saß ihr direkt gegenüber und fixierte sie mit seinen Augen wie eine Schlange. Doch sie blieb stark und dachte: "Nur nicht wegschauen".
Nach der Live-Sendung gab es die Manöverkritik: Er kritisierte alle, doch zu Chris sagte er: "Sie waren großartig!"

Da es sich um eine Jubiläumsausgabe (die 25. Sendung) handelte, wurden alle Interpreten und ZDF-Mitarbeiter zu einer Fahrt auf der Spree eingeladen.
Zwei Leute ihrer Plattenfirma sollten sich um sie kümmern und sie betreuen, waren aber anderweitig beschäftigt. Da saß sie nun ganz alleine und Truck Branss interessierte sich sehr für sie und fragte, wo sie denn in Berlin wohne. Als er erfuhr, dass es sich dabei um das gleiche Hotel wie das seine handelte, war seine Freude (und seine Ambitionen) noch größer.

An der nächsten Anlegestelle musste Dieter Thomas Heck von Bord. Geistesgegenwärtig entschied sich Chris spontan auch von Bord zu gehen (um dieser unangenehmen Situation zu entkommen) und mit anderen Leuten zurück nach Berlin zu fahren. Ein Assistent von Branss wollte sie am Aussteigen hindern, doch sie widersetzte sich und fuhr sofort zurück ins Hotel.

Im Hotel angekommen saß sie ganz nervös an der Bar und wusste nicht was sie tun sollte. Sie hatte Glück, dass ein paar junge Männer kamen, die Rex Gildo suchen wollten. Chris entschied sich, diese auf der Suche zu begleiten. Sie fuhren mit dem Taxi quer durch Berlin. Vor einem langen weißen Gebäude mit der Aufschrift "HC" blieben sie stehen. Nach längerer Diskussion wurden sie in den Club hineingelassen. Nach etwa 20 Minuten stellte Chris erschrocken fest, dass es sich dabei um ein Schwulenlokal handelte und die aufgetakelten Frauen in Wirklichkeit Männer waren. Ihr war die ganze Sache nicht geheuer. Rex Gildo haben sie übrigens dort nicht angetroffen. Deswegen fuhren sie dann zurück ins Hotel und Chris schloss sich in ihr Zimmer ein.

... zurück zu ihren musikalischen Ambitionen in Österreich

Ihr bekanntestes deutsches Liedchen hieß "Josephinchen". Die Aufnahme dazu gefiel ihr allerdings nicht.
Eigentlich war das Lied nur mit Gitarrenbegleitung konzipiert, wurde dann aber mit einem großen (viel zu lauten) Orchester aufgenommen. Die Begleitung war einfach zu schwer.

Es folgen zwei weitere Auftritte im Spotlight (31.12.1970 und 1971)

Im Gegenzug zu den meisten Interpreten heute hat sie sich selbst gemanagt, selbst komponiert und in englisch und französisch getextet.
Für André Heller übersetzt sie zahlreiche Texte ins Französische.
Mit Gerda Berndorff verband sie eine gute Freundschaft und zahlreiche gemeinsame Aktivitäten.

Lustige Anekdoten
Für eine kleine Radiosendung bei Evamaria Kaiser, so erinnert sie sich, hatte sie die Gitarre einen Halbton tiefer gestimmt als ihre Stimme, da es für sie - schlicht und einfach - zum Greifen einfacher war. Die Gitarristen, die sie begleiteten, waren ganz begeistert, weil sie es selbst nicht so hinbekamen und wollten unbedingt wissen, wieso es so gut klinge.

Das größte Problem des Gitarrenspielens: gerissene Saiten.
Einmal begleitete sie Lance Lumsden in ein Musikgeschäft und sie hatte absolut keine Ahnung wie denn die Gitarrensaiten heißen. Also nahm sie die gerissene Saite mit, legte sie auf den Tresen und sagte zum Verkäufer: "Genau diese will ich!". Der Verkäufer lachte nur, da es Gitarrensaiten ohnehin nur im 6er-Pack gab.
 

  Presse  

 

 
Hörzu, 4. Oktober 1969
Zwischen Pop und Pathologie
Kleine Zeitung, 1972
Studio oder live?
Hallo - Ö3!, ca. 1969
Junge Leute - junge Stimmen
Artikel ca. 1972
Wochenende mit Lance und Chris
Wochenpresse, 23. September 1970
35 Flaschen
Wiener Freundin, ca. 1970
Hit-Import aus Schweden
Wiener Freundin, ca. 1970
Hit-Import aus Schweden
Dingi, 14. März 1971
Hits und Medizin
Schwedische Zeitung, 2. März 1970 Dingi, 13. Februar 1972
Prominente schreiben für euch

 

  danach  

Doch irgendwann war es vorbei. Sie musste sich entscheiden was ihr wirklich wichtig war im Leben: Menschen zu helfen, Musik zu machen, zu übersetzen oder herum zu reisen. Es war nicht mehr möglich, alles zu bewältigen. So entschied sie sich schließlich für die Medizin. Trotzdem war die Musikkarriere eine wunderschöne Zeit, die sie niemals missen möchte.

Sie beendete ihr Medizinstudium und ging 1973 an die Klinik.
Zwei Jahre darauf beendet sie ihre aktive Musikkarriere und trat danach nur noch sporadisch singend in Erscheinung.
Von 1963 lernte sie den Wiener Welthandelsstudenten Wolfram Grell kennen, den sie am 21. Februar 1970 heiratete. Die Beziehung hielt elf Jahre, die Ehe vier.

Sie wurde Ärztin für Gynäkologie und Geburtenhilfe.

Ursprünglich wollte sie Chirurgin werden, das Feine daran faszinierte sie.
Später führte sie gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann eine Praxis in Wien und assistierte ihm auch bei Operationen.

Eines der schönsten Komplimente, das sie von einer Patientin erhielt, war: "Auch wenn ich als Kassenpatientin zu Ihnen komme, habe ich das Gefühl, Sie hätten nur für mich Zeit!"

Heute genießt sie nach wie vor ihr Leben und verbringt ihre Freizeit hauptsächlich mit reisen, Gartenarbeit und fotografieren. Gelegentlich setzt sie sich noch an ihr Klavier und spielt ein wenig.

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