aus Villach/Kärnten 1943 in Maria Gail geboren zweimal verheiratet, verwitwet, 1 Sohn († 1986) bevorzugt Lieder im Chansoncharakter
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(Foto zeigt Helga Yester bei der Vorausscheidung in Klagenfurt) |
Die Zeit vor der Show-Chance |
Helga Yester (ein Künstlername) wurde in eine
musikalische Familie geboren. Ihre Mutter war Tirolerin, der Vater Kärntner.
Durch slowenische und italienische Verwandte tat sich die junge Helga auch
mit anderen Sprachen relativ leicht.
1958 nimmt die damals 15-jährige
Villacherin heimlich an einem Gesangswettbewerb teil und wurde zum Vorsingen
ins ORF-Landesstudio eingeladen. 14 Tage später bekam sie die Zusage und
fuhr - ohne ihren Eltern etwas zu verraten - zum Vorsingen nach Klagenfurt,
wo sie sich gegen rund 100 Konkurrenten durchsetzen können. Ihre
Interpretation von "Ganz Paris träumt von der Liebe" und die tiefe Stimme
begeisterten Josef Huber sofort. Dennoch waren die Eltern (vor allem ihr
Vater) anfangs nicht sehr begeistert von dem Weg, den ihre Tochter
einschlagen wollte.
Ab 1958 erhielt die damals 15-jährige Villacherin eine umfassende
dreijährige musikalische Ausbildung im ORF-Landesstudio Klagenfurt. Unter
den Fittichen von Josef Huber sollte aus ihr eine zweite Margot Hielscher
(seine Lieblingssängerin) werden. Parallel dazu erhält sie von Günther
Mitergradnegger Sprechunterricht und Stimmbildung. Ein gewonnener
Moderatorenwettbewerb sollte ihr ein zweites berufliches Standbein
garantieren. Zum Einstudieren bekam sie anfangs Titel aus den 20er- und
30er-Jahren ("Frauen sind wie Rosen", "Wenn die Sonne hinter den Dächern
versinkt"). Anderthalb Jahre wurde der Teenager nach der Schule (teilweise
bis spät in die Nacht) ausgebildet, ehe sie das erste Mal auf die Bühne
durfte. In dieser Zeit sang sie auch drei Jahre im Klagenfurter
"Madrigalchor" und lernte den damals noch unbekannten Udo Jürgens kennen.
Stimmlich erreichte sie bis zu acht Oktaven, hörte dann allerdings auf, da
sie nicht vorhatte Mezzosopranistin zu werden. Dank ihrer guten Ausbildung
war sie stimmlich gefestigt und blieb auch permanent im Training.
Da
ihr (typisch kärntnerische) bürgerliche Name kein Garant für eine
internationale Karriere war, entschied man sich Helga einen Künstlernamen zu
verpassen. Die Wahl fiel auf den Mädchennamen ihrer Großmutter
mütterlicherseits. Sie war eine geborene Jester.
Die
vielversprechende Teilnahme bei einem Gesangsfestival in Grado (um 1961),
bei dem sie mit "Bei leiser Musik" den dritten Platz belegte,
hätte ihr den Weg in das Musikgeschäft geebnet. Im Kreis zahlreicher
berühmter italienischer SängerInnen konnte sich die damals noch unbekannte
Helga Yester vortrefflich behaupten.
In dieser Zeit wurden auch mit
Heinrich Riethmüller (1921-2006) Titel (u.a. von Günter
Neumann) für den deutschen Markt (Radio Berlin) produziert, wie
beispielsweise "Der starke Mann vom Rummelplatz" oder "Ich war noch jung und
kam gleich in die Hölle", die recht erfolgreich liefen.
Doch ihr Verlobter (ein Mann aus Udine) wollte keine Sängerin als Frau. Nach der Hochzeit
musste sie ihre Gesangskarriere an den Nagel hängen.
Die Ehe, aus der ein
Sohn hervorging, hielt allerdings nicht
lange. "Wir waren beide einfach zu jung. Sind aber heute noch Freunde!"
Nach der Scheidung widmete sie sich wieder der Musik und nahm wieder regelmäßig
Angebote aus Kärnten (und auch Deutschland) an. Ihr zweiter Ehemann
- ein Mailänder - ermutigte sie zum Weitermachen.
Aus Deutschland
kamen laufend Angebote. Doch keiner wollte Helga Yester als Chansonsängerin
verpflichten, sondern sie für Schlager "verheizen". Etwas wogegen sie sich stets
massiv sträubte.
Später kam es zu kleineren Aufträgen von Radio Paris
und Berlin, wofür sie französische Chansons und Lieder aus den 30er-Jahren
einsang.
Die Aufnahme zu "Ma Vie e moi"
wurde siebenmal zurückgeschickt und
Helga bekam Sprachtraining, bis kein Akzent mehr hörbar war. Erst danach wurde
das Band akzeptiert und gesendet.
1966/67 wurden Helga Yester
und die damals 14-jährigen Freya Weghofer (später Wippich) - die ebenfalls vom
ORF Kärnten ausgebildet wurde - nach Jugoslawien eingeladen. Während Freya am
10. Dezember Österreich beim Festival "Musique aux Champs Elysées" in Agram
vertrat, tritt Helga Yester im Januar 1967 in einer jugoslawisch-italienischen
Fernsehcoproduktion für das Laibacher Fernsehen auf. Sie singt "Ich will mein
Leben leben" und "Wiegenlied in Slow". In dieser Zeit entstehen auch Titel im
Stil der 30er-Jahre für Radio Belgrad.
Um 1967 wurde Heinz Mihm (ein
ehemaliger Privatdetektiv) auf sie aufmerksam und schließlich Helgas Manager. Er
stammte aus guten finanziellen Verhältnissen und wollte Helga groß rausbringen.
Die Verhandlungen und Vorkehrungen zogen sich ein wenig in die Länge - das
Klagenfurter Team war wieder einmal dagegen (hatten selbst aber auch nicht
gerade große Möglichkeiten, geschweige denn Titel für Helga parat) - und Mihm
war äußerst um sie bemüht. "Die ist ja viel besser als die Knef!" Für ihn war
sie das Maximum und die größte Chansonsängerin nach dem zweiten Weltkrieg.
Für sie organisiert er Fernsehauftritte (beispielsweise am 19. Oktober 1967 in
der ZDF-Sendung "Lasst Blumen sprechen" aus Stuttgart vom Europacup der
Blumenbinder um die "Goldene Rose 67" oder "Unsere kleine Show" am 12. Mai
1969). Zudem komponiert und produziert er mit ihr um 1967 die Single "Weil ich
einsam bin" auf seinem eigenen Label "GM Produktion". Der Medienrummel und die
Autogrammjäger waren ihr stets ein Greul. Beim Fernsehauftritt in Stuttgart
versuchte sie über den Hinterausgang zu flüchten und wurde von einer
Menschenmasse fast überrannt. Sie war scheu und fühlte sich teilweise vom
Publikum eingeengt. Auch hatte sie ein Problem damit, wenn ihr fremde Menschen
zu nah kamen. "Daran hätte ich mich sicherlich niemals gewöhnt!" Am liebsten
stand sie vor dem Mikrofon im Studio und sang studenlang einen Titel nach dem
anderen ein.
Gerhard Bronner wurde sie auf sie
aufmerksam und wollte sie für seine legendäre "Fledermaus" als Sängerin
engagieren. Ihre Klagenfurter "Förderer" rieten ihr davon ab - was dann auch gut
war.
Ebenso bekam sie 1969 das Angebot bei der deutschen Version des Musicals
"Hair" mitzuwirken, auch davon wurde ihr abgeraten. Dies tut ihr heute leid.
Eine vielversprechende Russland-Tournee schlug sie aus, weil sie keine Gage
bekommen sollte, sondern das Geld dort ausgeben hätte müssen.
Vom 10. bis 12. Juli 1970 vertrat sie Österreich bei der
3. Song Olympiad in Athen (Griechenland) mit dem Titel "Play Boy".
(Weitere
Teilnehmer waren Adamo, Al Bano & Romina Power und Ben Cramer)
Auf Platz 1
landet Ljupka Dimitrovska mit "Adio" für Jugoslawien, auf Platz 2 landete
Antonio Andolfo aus Rio de Janeiro.
Die Show-Chance |
Die Show-Chance war ihr dritter Karriere-Anlauf.
Im Rahmen der "Show-Chance 1970" sang
Helga Yester folgende
Titel:
"Ein Atelier im fünften Stock" (M
& T: Georg Danzer) - 9. Platz im Finale
"Warum bist du wieder gekommen?"
(M: Ernst Kugler / T: Paul Robert) - 1. Platz in Klagenfurt-Vorentscheidung
"Ein Atelier im fünften Stock" im Show-Chance-Finale
Jury | Grunsky | Lossack | Ofarim | Philipp | Heller | gesamt |
Wertung Musik | 3 | 3 | 4 | 5 | 4 | 19 |
Wertung Show | 3 | 4 | 3 | 4 | 4 | 18 |
gesamt | 37 |
Die Zeit nach der Show-Chance |
Nach dem - nicht so ganz erfreulichen und auch
nicht gerechtfertigten - neunten Platz wurde es musikalisch ruhiger um sie.
Die Plattenfirma Ariola bemühte sich sehr um sie, doch Helga weigerte sich
nach wie vor seichte Schlagerchen zu trällern.
Sie lebte ohnebin bereits seit längerer Zeit mit ihrem zweiten Ehemann und
Sohn in Mailand und Rom
- rückblickend die schönste Zeit ihres Lebens!
Dennoch litt sie immer
wieder darunter, dass sie aufgehört hat. Sie sehnte sich nach einer neuen
Chance...
1986
Bei ihrem vierten
Comeback-Versuch mit "Bis zu diesem Tag" sollte ihr Fortuna
nun endlich hold sein.
Die Titel wurden rasch im Grazer Tonstundio aufgenommen, obwohl sie
mehrere Jahre keinen einzigen Ton mehr gesungen hatte.
Die Demos
bekamen gute Kritiken in österreichischen und deutschen Rundfunkstationen. Endlich sollte es
mit dem musikalischen Erfolg klappen.
Doch dann starb ihr
fast erwachsener Sohn - völlig überraschend. Von diesem Schicksalsschlag wie gelähmt, ließ sie sofort die ganze Maschinerie stoppen und zog die
Produktion zurück. Sie konnte nicht mehr singen. Nachdem auch ihr Ehemann
im selben Jahr starb, verließ sie Europa und ging für neun Jahre nach
Florida.
Dort wollte sie alles hinter sich lassen und vergessen. Ursprünglich
hatte sie auch vor nie wieder
zurückzukehren. Doch die europäische Menschlichkeit und Herzlichkeit (für
ihre italienische Seele) fehlte ihr immer mehr. Als sich auch das Angebot
als Fotomodell zu arbeiten zerschlug, kehrte sie Amerika den Rücken zu und
kehrte nach Europa zurück.
Rückblickend sagt sie, dass sie am liebsten
Chanson gesungen hat. Allerdings war ein Berufsleben als Chansonsängerin in
Österreich kaum möglich. Der Markt war zu klein und die Konkurrenz zu hart. Vor
allem die beginnende Karriere von Erika Pluhar (damals noch Partnerin von André
Heller) als Chansonsängerin erschwerte Helga Yesters Wirken und Schaffen.
Joe
Zawinul riet ihr nach der Show-Chance: "Wenn du Erfolg haben willst, dann musst
du weg aus Österreich!".
André Heller hingegen machte ihr wenig Hoffnung und
teilte ihr mit, dass der von ihr angestrebte Weg "steinig und dornenreich"
bleiben würde, wenn sie es in Österreich versuchen will.
Vom österreichischen Rundfunk - speziell vom ORF Kärnten -
ist sie enttäuscht.
Längst vergessen war dort das musikalische Erbe von Helga
Yester, der jungen Sängerin, die vor über 50 Jahren im eigenen Studio gefordert
und gefördert wurde.
Helga Yester wurde als große "Entdeckung" mit maßgeschneiderten Titeln
gefeiert, aufgebaut und ins Ausland geschickt. Bis heute liegen dort in verstaubten
Archiven die Aufnahmen der Kärntnerin mit der rauchigen Stimme. Gespielt wurden
sie - wenn überhaupt - (mindestens) 30 Jahre nicht mehr ...
Auch war die "Show-Chance" für sie
persönlich keine wirkliche Chance, da sich in Österreich kaum um die Interpreten
gekümmert wurde. Zudem gab es im Vorfeld Gerüchte, dass das Finale 1970 fingiert
war. Im Vorfeld wurde das Publikum befragt und Helga Yester belegte einen der
vordersten Plätze.
Wenn man sich Helga Yesters Auftritt beim Show-Chance-Finale
im September ansieht - perfekt intoniert und präsentiert (kein Wunder, dass sie
die Vorausscheidung in Klagenfurt überlegen gewann) - überrascht dann der neunte
Platz (von 15)!
"Ich habe alles perfekt gemacht, es ging nicht besser. Aber
ich sollte wohl verlieren! Heute weiß ich, dass ich nie über den
deutschsprachigen Raum hinausgekommen wäre. Wenn ich mir aber ansehe, was aus
vielen heimischen Talenten gemacht wurde, bin ich froh, dass ich damals
Österreich und das Musik-Business verlassen habe.", sagt sie mir an einem
warmen Augusttag 2013.
Sie war eine Sängerin mit Talent, Ecken und Kanten sowie
Prinzipien. "Ich wollte nicht verheizt werden. Der Text war für mich immer am
wichtigsten!"
Das Dasein als Schlagersternchen wäre für sie niemals eine Option
gewesen. Der Traum von einer internationalen Karriere erfüllte sich nicht, weil
es ihr nicht wirklich ermöglicht wurde, den deutschsprachigen Raum zu verlassen.
Heute lebt sie nach wie vor in Villach und Italien.
Discographie:
Rundfunkaufnahmen 1958-1986 ORF Kärnten unter Leitung von Josef Huber unter Leitung von Heinrich Riethmüller * |
Alle Straßen
dieser Erde (M: Harry Düsterdieck / T: Horst Christ ?) Bei leiser Musik (ca. 1962) (M: Carlo Torresani / dt. T: Josef Huber) Das kleine Fräulein im Büro Der Mustergatte (M & T: Günter Neumann) Der starke Mann * (ca. 1961) (M & T: Günter Neumann) Die letzte Nacht im Hafen * (ca. 1961) (M: Heinrich Riethmüller) Dreimal täglich einen Kuss Du bist der Mann von Welt Ein Atelier im fünften Stock (1970) (M & T: Georg Danzer) Hasch' mich (ca. 1960) (M: Josef Huber / T: Walter Hüttner) Ich möchte so gerne treu sein Ich war noch jung * (ca. 1961) (M: Heinrich Riehtmüller / T: Günter Neumann) Ich will mein Leben leben (ca. 1966) (M: Willy Fantel / T: Charles Berndt) Le Vent de la Mer [BEI LEISER MUSIK] (M: Carlo Torresani) Love is Life [LIEBE IST LEBEN] (M: Josef Huber) Lüg' mir nichts vor (M: Hans Salomon / T: Georg Danzer) Ma Vie a moi [ICH WILL MEIN LEBEN LEBEN] (M: Willy Fantel) Pips und Paps Play Boy (Olympiad of Song Athen 1970) Quant il pleut dans mon Coeur [WIEGENLIED IN SLOW] (M: Josef Huber) ' Was hab' ich von der Treue? (M: Heinrich Riethmüller?) Wenn dein Herz für ihn schlägt [WHAT I FEEL] (M: Willy Fantel / dt. T: Karin Bogar) Wenn du nur da bist (M: Josef Huber / T: Heinz Bassler) Wiegenlied in Slow (ca. 1966) (M & T: Josef Huber) |
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HELGA YESTER & THE
FANS 1967 / GM Produktion 1003 |
Weil ich
einsam bin (M: Gerd Mihm & Otto Tkatz / T: Gerd Mihm) Ich liebe dich Francois (M: Gerd Mihm & Otto Tkatz / T: Gerd Mihm) |
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1970 / WM LP "Talente 70" |
Warum bist
du wieder gekommen? (M: Ernst Kugler / T: Paul Robert) |
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1986 / Red Button 08-1740 produziert von Adolf Brandmayer & Josef Huber |
Bis zu
diesem Tag (M: Adolf Brandmayer & Reinhold Glembotzki / T: Horst Christ) Liebe ist Leben (M: Josef Huber / T: Mario Toluay) |
- zurück zur
Show-Chance 1970
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