Duo aus Linz / Oberösterreich
bestand aus Stefan Kurowski (* 1947) und Wilhelm "Will" Hager
(* 1948)
Gegründet im Januar 1970. Wills Entscheidung in Wien zu studieren bedeutete 1971
das Aus für dieses talentierte Duo.
Im Rahmen der "Show-Chance" sangen sie folgenden Titel:
"Dorthin, wo meine Träume schlafen"
(M & T: Wilhelm Hager) - 4. Platz im
Finale
Jury | Grunsky | Lossack | Ofarim | Philipp | Heller | gesamt |
Wertung Musik | 4 | 5 | 4 | 5 | 6 | 24 |
Wertung Show | 5 | 4 | 3 | 4 | 4 | 20 |
gesamt | 44 |
So beschreibt Gerhard Bronner die Debüt-LP von "Zifferblatt und Zeithammer":
Wer immer in irgendeiner Form mit
Schallplatten zu tun hat - egal, ob als Produzent oder als Konsument - weiß und
sagt bei jeder Gelegenheit,
dass zuviele Schallplatten
produziert werden.
Das bezieht sich nicht nur auf die
schon längst zum Selbstzweck gewordene Hypertrophie des Schlagermarktes (oder
der "Pop-Szene", wie das neuerdings heißt) -
nein, diese
Feststellung trifft ebensogut auf alles Andere zu, was eine Großindustrie
ständig einem verwirrten Käuferpublikum anbieten muss,
um
"den Schornstein rauchen zu lassen."
Egal, ob es sich
dabei um Gesamtaufnahmen obskurer Opern oder um Lesungen von altspätzischer
Pornographie handelt.
Um so mehr freut es mich, in einer
Wüte der Einfallslosigkeit, die es so oft ermöglicht, dass gekonnte Konfektion
als Genialität angepriesen werden kann,
jene beiden jungen
Leute vorstellen zu dürfen, die sich "Zifferblatt und Zeithammer" nennen.
Sie sind nirgends einzuordnen. Sie machen keine Tanz-, keine Pop- und keine
Schlagermusik.
Ihre Lieder sind auch nicht das, was mas
man - nur weil sie keine Hits werden können - als "Chansons" bezeichnet.
Sie schwimmen auf keiner grünen, weichen, harten oder sonstigen Welle.
Sie setzen innerhalb des deutschsprachigen Musikmarktes neue Massstäbe.
Massstäbe, an denen künftige Liederschreiber und Interpreten gemessen werden
können.
Sie machen es weder sich, noch ihrem Publikum
leicht.
Einige ihrer Lieder muss man sehr oft anhören, um
sie wirklich würdigen zu können. Aber es lohnt sich.
Denn
es sind Lieder mit doppelten und dreifachem Boden.
Mit
Texten, welche die Gedanken ihrer Generation reflektieren und Kompositionen,
deren melodischer, harmonischer und rhythmischer Einfallsreichtum so ziemlich
alles,
was heute "Neu" genannt wird, als Konfektion
decouvriert.
Die Lieder dieses Albums werden vermutlich
auf keiner wie immer gearteten "Hitparade" aufscheinen.
Aber sie werden zu einem Zeitpunkt, da sämtliche Tagesschlager unserer Zeit
schon längst "out" sein werden,
noch immer eine
Herausforderung für jeden anspruchsvollen Zuhörer darstellen.
Und wenn das Überangebot auf dem Schallplattenmarkt noch so groß ist - Leute wie
"Zifferblatt und Zeithammer" wird es immer weniger geben.
Zwei Linzer im Spotlight (OÖ-Nachrichten,
Juni 1970)
Stefan Kurowski (23) und Wilhelm Hager (22) sind zwei junge Linzer,
die sich mit ihren selbst komponierten und getexteten Liedern zum ersten Mal bei
"Talente 70" in Ö3 vorgestellt haben. Am kommenden Montag erscheinen sie unter
dem Namen "Zifferblatt und Zeithammer" in der TV-Sendung "Spotlight" um 18.30
Uhr im Ersten Programm. Sie singen zwei Lieder: "Dorthin, wo meine Träume
schlafen", ein Wunschtraum, der nichts mit Rauschgift zu tun hat, und "Ein
Mann", der resigniert durch die Straßen geht und blind, taub und stumm für
Empfindungen ist. Stilistische Vorbilder der beiden sind Simon & Garfunkel und
Bob Dylan.
Spotlights (freundin, 23. Juni 1970, verfasst von
Peter Rapp)
Auf ein österreichisches Duo möchte ich euch noch
aufmerksam machen. Vor kurzem wurden sie ins ORF-Nachwuchsstudio aufgenommen,
und am Pfingstmontag waren sie im "Spotlight" zu sehen. Die beiden schreiben
ihre Texte und Lieder selber. Ich habe sie gebeten, sich dem Publikum der "freundin"
vorzustellen, das taten sie so:
"Ein Wort aus einem Mund
sucht einen, der es hört; doch es verliert sich aus mir sofort, irgendwohin, wo
meine Träume schlafen ..."
Stefan Kurowski, geboren 1947, Vater
Pole, Mutter Rumänin, Stiefvater Ungar; er selbst wo aufgewachsen? In
Linz/Donau. Er wurde von Schule zu Schule gestoßen, arbeitete sich bis heute zur
HTL hinauf, die er zur Zeit noch besucht. Wann seine Stimme geboren wurde,
wusste er nicht. Eines Tages spielte er Gitarre und hörte seine Stimme dazu. Er
war von ihr begeistert, und als er einmal seinen heutigen Partner singen hörte,
fühlte er "Zifferblatt und Zeithammer" müssen geboren werden.
Wilhelm
Hager, geboren 1948 in Linz/Donau, studierte am öffentlichen Gymnasium in
Feldkirch/Vorarlberg; bekam mit zwölf seine erste Gitarre. Später musste er
sonntäglich die Orgelbank drücken und entdeckte dabei seine Begabung und Liebe
zur Musik.
"Wir denken an unsere Zukunft und wissen,
dass wir keine Sorgen zu haben brauchen; unser Leben ist ausgefüllt mit Plänen.
Wir fühlen uns glücklich ..."
Die beiden Musiker, deren Stil an Simon & Garfunkel erinnert, hatten beim Finale
einen sehr schwierigen Start. Die beiden traten direkt nach der "One Family"
auf, die anscheinend Publikumsliebling waren, von der Jury jedoch nicht so gut
bewertet wurden, was zu starken Buhrufen führte. Diese hörten auch nicht auf,
als das Duo bereits zu singen begann.
Leicht irritiert und nervös (the Show must go on) hielten sie durch und
präsentierten ihren Titel sehr gut - was wohl auch dazu führte, dass sie
schließlich drei Punkte mehr als die "One Family" bekamen. (Dies gefiel dem Publikum dann
übrigens auch nicht!)
Kurz nach dem Auftritt erhielten sie einen Plattenvertrag bei Columbia und
nahmen
mit Gerhard Bronner eine (inzwischen sehr gesuchte, aber ausgezeichnete) Langspielplatte auf!
Eine Langspielplatte mit Linzer Gesangsduo (OÖ-Nachrichten,
September 1970)
Zwei Linzer Studenten, bisher noch ganz unbekannt, errangen
bei der Endausscheidung der "Talente 70" vor Plattenstars wie Wolfgang, Chris
Eklund und Hide & Seek einen tollen Erfolg. (...) "Zifferblatt & Zeithammer"
traten mit dem etwas versträumten Lied "Dorthin, wo meine Träume schlafen" an
die Öffentlichkeit.
"Dabei ist dieses unser schlechtestes Lied, aber wir
hatten bei der Vorausscheidung noch kein besseres, und umsatteln durften wir
nicht", gestanden der 23jährige Stefan Kurowski und der 22jährige Wilhelm Hager,
beide aus der Neuen Heimat in Linz, die erst seit Jänner zusammen singen,
weshalb auch ihr Repertoire an eigenen Liedern noch relativ gering ist.
Die "stille Revolution" (VB, 4. Oktober 1970)
Der
österreichische Nachwuchs in der Pop-Musik ist gesichtet. Vor einigen Wochen
ging im Wiener Konzerthaus die "Show-Chance 70" über die Bühne. Mit Marianne
Mendt und Eric gab es gleich zwei (Wiener-) Sieger. Zahlreiche Favoriten
landeten im geschlagenen Feld.
Auf den guten vierten Platz kamen die bislang
ziemlich unbekannten Linzer Stefan Kurowski und Wilhelm Hager unter dem
ungewöhnlichen Namen "Zifferblatt & Zeithammer". Aber ungewöhnlich ist nicht nur
ihr Name. Auch ihre Musik, ihre Einstellung und ihre Arbeitsweise kann man als
"ungewöhnlich" bezeichnen.
Die beiden Linzer wollen weg von der kommerziellen
Musik und nur eigenes Gedankengut — musikalisch und textlich — wiedergeben, dem
Geschmack der breiten Menge zum Trotz. "Unsere Musik ist eigenwillig, aber sie
wird sich durchsetzen, weil sie gut ist", versichern die beiden optimistisch.
"Ich brauche nicht den Reichtum, gerade soviel Geld, dass
ich leben kann; ich möchte nach dem Leben sterben, damit ich glücklich werde ...
Ich möchte vor Übermut das Meer austrinken, vor Trübsinn mich selber vernichten,
vor Hass die Sonne verdunkeln. Ich möchte vor Liebe mein Leben verschenken, vor
Großmut meinem Mörder verzeihen ..."
Solche Texte, ungereimt und ohne
Silbengleichheit, verarbeiten die beiden zu Musik. Und die nächsten Pläne: "Wir
sind keine Geheimniskrämer. Wir arbeiten an einer Langspielplatte, die Gerhard
Bronner mit uns produziert."
Zifferblatt & Zeithammer (1971)
"Dorthin, wo meine Träume schlafen" sangen zwei junge Linzer und
errangen mit diesem "Eigenbau" einen beachtlichen vierten Platz in der Endrunde
der ORF-Show-Chance im Vorjahr. "Zifferblatt und Zeithammer", der Name des Duos,
sollte ursprünglich nur ein Gag sein, gewinnt aber jetzt immer mehr an
Bedeutung: HTL-Absolvent Stefan Kurowski, 23, und der angehende
Philosophiestudent Wilhelm Hager (22) widmen sich in ihren Liedern der Zeit- und
Gesellschaftskritik. Seit einem Jahr singen sie mitsammen. Noch vor ihrem
Show-Chance-Erfolg hat Gerhard Bronner zugesagt, mit den beiden eine LP zu
produzieren.
Discographie:
1970 Demoband |
Canterville Ghost [GHOST OF CANTERVILLE] I should like to rise and go [ESSAY ROBINSON] |
live aufgenommen im "Priesterseminar Linz" (Harrachstraße), 1970 |
1971 / Columbia LP "Zifferblatt & Zeithammer" produziert von Gerhard Bronner |
Die Antike (M & T: Wilhelm Hager) Die ausgehängte Zeit (M & T: Wilhelm Hager) Die letzte Maschine aus Blut (M & T: Wilhelm Hager) Dieser Baum (M & T: Wilhelm Hager) Dorthin, wo meine Träume schlafen (M & T: Wilhelm Hager) Ein Mann ging durch die Straßen einer Stadt (M & T: Wilhelm Hager) Ich fühle mich glücklich (M & T: Wilhelm Wager) Introduktion (M & T: Wilhelm Hager) Lange noch möchte ich 20 sein (M & T: Wilhelm Hager) Sonnenlicht (M & T: Wilhelm Hager) Tau fällt (M: Paul Simon / dt. T: Stefan Kurowski) Wenn die Stille plötzlich lärmt (M: Wilhelm Hager / T: Stefan Kurowski) |
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leider musikalisch unveröffentlicht |
Lebensgenuss (M & T: Willhelm Hager) Mein Vater (M & T: Willhelm Hager) |
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