ANIKO BENKÖ (Arbeiter Zeitung, 16. Dezember 1975)
UMBESETZTE „GIGI“ AN DER WIEN
Nichts gegen ihre Vorgängerinnen: Aber als
"Gigi, die Nothelferin" ist im Theater an der Wien Aniko Benkö "Gigi die Erste"
geworden!
Erst sie lässt in den anfänglichen Fratzen schon die liebende Frau
als Möglichkeit wie den Schmetterling in der Puppe erkennen; etwa dadurch, dass
sie bewusst parodiert, wo ihr im Spiel schon zu viel infantile Unbetamtheit
abgefordert wird.
Und in ihrem kurzen Auftritt als große Dame erkennt man
immer noch Gigi, den Fratzen!
Als Gaston doziert Georg W. Siedler
vorläufig noch den ihm eignenden Charme: Er verkauft ihn, statt ihn uns bloß
mitzuteilen.
Große Rollen wachsen aber durch Verhaltenheit, wie winzige
Rollen noch winziger werden, wenn man sie aufzublähen versucht.
Als Liane:
Ingeborg Knopp, eine recht attraktive Komparsin, so lange sie nicht tanzt,
verwandeln sie ihre ersten Tanzschritte vom Schopf bis zur Fußspitze in eine
faszinierende Primaballerina.
Gegen die Verlockungen durch ein allzu
lachlustiges Publikum kämpft am standhaftesten Susanne Almassy als Tante Alicia
an.
Ein Sonderlob Fritz Goblirsch in der Episode des Telephonmonteurs und
der nie sich versagenden Präzision wie am ersten Abend des Balletts.
Unter
Adrian Manz ist das Orchester stellenweise etwas zu laut geworden.
F.W.
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