ANIKO BENKÖ (Kurier, 24. November 1971)

FÜR UNSERE SÄNGER EINE PFLICHTÜBUNG
Die Österreicher waren beim „Coup d’Europe musicale“ Anfänger, dennoch!

Österreich belegte beim „Coup d’Europe musical“ in Belgrad nicht den letzten Platz. Das ist an sich schon eine recht erfreuliche Mittelung.
Obwohl sich verschiedene Zungen redlich Mühe gaben, ungeachtet der Musik das Endergebnis noch ein bisserl zu frisieren, wurde die Bundesrepublik Deutschland stolzer Letzter,
Vorletzter wurde Ungern, Vorvorletzter Österreich.

Dabei hätten uns nur drei Punkte gefehlt, und wir hätten auch noch die Schweiz geschafft, mit sieben Punkten Belgien.
Und auch Italien, Frankreich und Polen lagen nur ein paar Punkte weiter vorne. Ein echt österreichisches Einzelschicksal.

Unsere blutjungen Kandidaten, die 19jährige Elfi Graf aus Vorarlberg, die 20jährige Aniko Benkö, eine gebürtige Ungarin, und Waterloo & Robinson, zwei stets recht fröhliche Linzer Buam, sind natürlich Anfänger. Und für das haben sie sich in dieser Konkurrenz von Halb- und Ganzprofis gut geschlagen.
Mögen auch die Sänger aus dem Osten nur schwer liegen, so sind sie dennoch in ihren Heimatbereich bereits anerkannt und über die ersten Gehversuche hinaus.
Das gleiche gilt letztlich auch für die Franzosen und Italiener, selbstverständlich auch für die Deutschen, die schon längst in ihre Hitparaden eingezogen sind.

Und so etwas macht Mut, das gibt Sicherheit und Selbstvertrauen.
Wenn das, was sie dann jodeln, hält sie, dann steht das auf einem anderen Blatt, aber wie musste sich ein 19jähriges Mädchen, das gerade eine Show-Chance von Anfängern gewonnen hat, unter Profis fühlen!
Ich habe viel gelernt“, sagt die kleine Elfi, als alles vorbei war. Sie waren alle gut, besser als erwartet.
Aniko, die am ersten Tag, trotz starker Stimme, ein personifiziertes Nervenbündel war, übertraf sich selbst am nächsten Tag. Und die zwei Linzer gaben einfach alles, was sie hatten.

Die Österreicher hatten die richtige Auffassung: Für sie war das Festival nicht ein Festival – für mich übrigens auch nicht! – sondern eine notwendige Pflichtübung für die nächsten Jahre.

Herbert O. Glattauer

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