ANIKO BENKÖ (Kurier - Leute von heute 1974)

GROSSES GERISS UM DIE ROLLE DER SÜSEN GIGI



Wenn man an „Gigi“ denkt, den Film nach dem gleichnamigen Erfolgsmusical, fällt einem sofort Maurice Chevalier ein, und natürlich die entzückende Leslie Caron. Mit viel Charme versteht sie es, ihren väterlichen Freund zu verwirren, und ist dann ganz erstaunt, dass sich der alte Charmeur für sie interessiert.
In ihrer netten, kecken Art, richtet sie ihm den Kopf zurecht.
So ein aufgewecktes, süßes, naives Mädel erwartete ich, als Samstag im Theater an der Wien „Gigi“-Bewerberinnen aufmarschierten.
(Bekanntlich spielt man ja an diesem Theater im Herbst das Musical „Gigi“ mit Johannes Heesters und Bela Erny in den Hauptrollen).
Nur die süße Gigi fehlt eben noch.

Mireille Mathieu, durchaus in dieser Rolle denkbar, musste sich Direktor Rolf Kutschera sofort aus dem Kopf schlagen – und unter den bekannten Musicalstars ist keine, die diese Rolle spielen könnte. Man trat also die Flucht nach vorne an und schrieb die Rolle öffentlich aus.
Es kamen“, so Kutschera, „dicke, dünne, große, kleine Mädchen – und die meisten konnten weder singen noch tanzen, noch entsprachen sie den Vorstellungen. Eine war gar 1,90 groß und wog gut hundert Kilo.“, schmunzelt der Direktor.
Für HFK, Abkürzung für Heinz Fischer-Karwin, der die TV-Sendung „Ihr Auftritt, bitte“ gestaltet, holte man im Theater einige ernsthafte Kandidatinnen vor die Kamera.

Ich habe heute schon zwei Beruhigungstabletten gegessen“, verriet Daria Damar, bislang mehr als Filmsternchen, angezogen und halbnackt, denn als Sängerin bekannt. Die Schlagersängerin Aniko Benkö wieder meinte: „Ich bin gekommen, weil man ja nichts verhauen kann. Bei der Plattenfirma haben sie mir gesagt, ich soll hingehen. Man will mir ein seriöses Image verschaffen.“ Marianne Becker kam aus Flensburg. Sie hat in Wien Gesang studiert und schon etliche Male in Musicals gespielt. In St. Pölten, aber auch in Hamburg die Luka in „Heiden, Heiden“.

Mijou Kovacs, eine Reinhard-Seminaristin, wurde von ihrer Lehrerin Susi Nicoletti geschickt. Insgesamt waren zwölf Damen gekommen, aber nur elf zum Vorsingen vom Blatt angetreten. Eine ergriff die Flucht …

Entscheidung fiel keine. Direktor Kutschera will sich noch einige Kandidatinnen, die aus Deutschland kommen, anhören.
Ende Mai gebe ich aber den Namen der Gigi bekannt!“, meinte er, und man hatte das Gefühl, als kenne er sie schon.
Auf jeden Fall könnten Aniko Benkö und Marianne Becker in „Little Night Music“ („Lächeln einer Sommernacht“) mitspielen, das im Frühjahr 1976 produziert wird. „Stimmlich geht es auf jeden Fall“, sagt Kutschera.
Eines steht fest, alle Damen möchten mit „Juppi“ Heesters spielen. „Mit ihm und dieser Rolle muss man ja berühmt werden“, meinte Aniko Benkö.

Peter Kupfer

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