ANIKO BENKÖ (Podium 1974)
ANIKO BENKÖ -
PORTRAIT EINER JUNGEN SÄNGERIN
1951, in Budapest geboren
1956, übersiedelt mit ihren Eltern nach Wien
1959, erstes Interesse für Musik (Anikos Bruder gründet eine Pop-Gruppe und nimmt die kleine Schwester zu den Proben mit – dadurch erste Kontakte zur Bühne, zur Atmosphäre von Veranstaltungen)
1966, erster Auftritt im Rahmen einer Jugendveranstaltung
1968, Kontakt zu Evamaria Kaiser. Einladung zum Vorsingen im ORF-Nachwuchsstudio
1969, Gesangsstudium bei Frau Prof. Uchatius
1971, Teilnahme an der Showchance des österreichischen Rundfunks. Aniko erreicht mit der Nummer „Das Glück mit dir“ den 3. Platz; erster Schallplattenvertrag. Auftritt beim Südwestfunk Baden-Baden, Silvestershow in Ost-Berlin
1971-72, Aniko vertritt Österreich bei verschiedenen Festivals (Belgrad, Athen, Ostende, Alexandrien). Diverse Fernsehauftritte – zweite Single: „Gute Reise“
1973, Aniko vertritt Österreich beim Komponisten-Festival in Athen und Tokio
1974, Abschluss eines Exklusivvertrages mit Polydor – Mitwirkung bei der Galashow anlässlich der Einführung des Farbfernsehens in Spanien, Madrid, erste Single (Co-Produktion mit dem ORF): Sag zum Leben ja/Geh zu ihr; erste LP (Co-Produktion mit dem ORF) Aniko; in den letzten drei Jahren immer häufiger werdende Engagements bei kleineren und größeren Veranstaltungen und Galas in Ganz Österreich.
Soweit
über die ersten 23 Lebensjahre der jungen, blonden Aniko. Sie ist, es sind fast
zwei Jahre vergangen, seit wir sie zum letzten Mal persönlich trafen, noch
hübscher, aber auch viel schlanker geworden. Seit mehr als einem Jahr hat sie
ihre Stellung als Sekretärin aufgegeben und lebt von ihren Gagen, und allmählich
auch von den Plattenverkäufen. Schließlich war ihre erste Single-Platte bei
Polydor ein Hit in Österreich.
„Ja, ich kann davon leben – auch wenn es nicht immer ganz leicht ist. Aber ich habe es mir in den kopf gesetzt, dass ich es allein und ohne fremde Hilfe schaffen werden, und to, toi, toi, wenn es so weitergeht.“
Was könnte
gelingen, was genau stellen Sie sich für die Zukunft vor?
„Mein
Gott, natürlich hat man zuerst mehr Rosinen im Kopf, als die Wirklichkeit je
bringen wird, aber ohne den festen Willen, dass gewisse Wünsche und
Veranstaltungen in Erfüllung gehen, müsste man ja diesen Beruf gleich wieder
aufgeben. Ich war z.B. überrascht, dass ich zum Vorsingen ins Theater an der
Wien eingeladen wurde, als man die Darstellerin der „Gigi“ suchte, aber ich habe
mir nicht ernsthaft eingebildet, diese Rolle auch wirklich zu bekommen. Und es
auch gut so, denn vermutlich wäre ich baden gegangen. Nicht so sehr gesanglich,
aber ganz ohne Bühnenerfahrung geht so was nicht. Ich möchte aber doch zunächst
einmal in Österreich eine Sängerin werden, die man kennt und mag, und ich
möchte, dass ich dieses Ziel auch in der Bundesrepublik erreiche. Was aber noch
viel schwerer sein wird, da die geschmackliche Mentalität draußen doch ganz
anders ist.“
Schön, aber um es noch einmal zu sagen, was wir Ihnen schon in Belgrad beim Coupe d’Europe gesagt haben: Österreich kann für eine wirklich große Karriere immer nur das Sprungbrett sein, das österreichische Fernsehen hat für junge Talente nichts übrig, während im deutschen Fernsehen mehr möglich ist. Und Erfolg bei einer dieser Sendungen bedeutet – siehe ihre Freundin Elfi Graf – einen gewaltigen Schritt auf der Erfolgsleiter nach oben.
„Das
weiß ich, aber zunächst muss ich mir ja im eigenen Land einen gewissen Namen
machen. Dazu sollen die Live-Auftritte dienen, die ich jetzt mit einer eigenen
Gruppe, den „Counts“, absolviere, dazu soll meine erste Langspielplatte
beitragen, die eben erschienen ist, und inzwischen möchte ich weiter an mir
arbeiten. Bei Nera Nicol nehme ich zur Zeit Tanz- und Musicalunterricht.
Zwischendurch geht es einmal da-, einmal dorthin.
Auch mit der beliebten
Pop-Band, den „Redevils“, trete ich oft auf. Im übrigen aber hoffe ich auf eine
gute Nachred über meine erste LP“.
Und damit sind wir bei Anikos erster LP angelangt. Die Produktion einer solchen LP, besonders bei einer der großen Firmen, geschieht heute nicht mehr leichtfertig und schnell. Da wird eine Menge Arbeit und Geld investiert. Und bei der Polydor hat man sich zweifellos sehr gründlich überlegt, wie man ihren Jungstar nach dem überraschenden Erfolg der ersten Single „Sag zum Leben ja“ präsentieren sollte. Schließlich war dieser Titel ganz bewusst auf die deutsche Erfolgsmasche, fast im Stil der Klatsch-Klatasch-Schlager von Dieter Thomas Hecks „Hitparade“ gestrickt.
Nun, von diesem Titel und einem zweiten, etwas ähnlichen abgesehen, ist die Langspielplatte ganz anders geworden. Sie breitet fächerförmig eine beachtliche Skala von Ausdrucksmöglichkeiten vor dem Zuhörer aus, gleichsam um zu zeigen: „Hier, das bin ich, das kann ich und das liegt mir“.
Tatsächlich
ist keiner der zwölf Titel irgendwie überflüssig, jeder rundet für sich das Bild
einer hochtalentierten Sängerin ab, die sich bewusst noch nicht in eine
bestimmte Kategorie einreihen will, weil sie noch Zeit hat, ob sie sich in eine
bestimmte Richtung, beispielsweise zum Musical hin entscheiden möchte.
Dass
sie eine ausgezeichnete Interpretin dafür wäre, beweisen die beiden Titel aus
dem soeben in Wien zur deutschen Uraufführung gelangten Musical „Gigi“. Sowohl „Ihr
Pariser“ wie aber ganz besonders „Schließ mich ein in dein Gebet“
zeigen hier eine starke Begabung. Geradezu hervorragend das Titellied „Frei
wie der Wind“ aus dem Film „Papillon“ oder die ganz zart und piano
arrangierte deutsche Version von „Love me tender“.
Bei den anderen
Titeln zeigen zwei junge Österreicher, und zwar Friedrich E. Zimmermann und
Peter Cornelius mit „Karussell“ und F. E. Zimmermann allein mit „Denk
nicht an morgen“ dass sie frische, junge und hörenswerte Lieder zu
schreiben vermögen.
Den Rest der Lieder steuerte Ernst Kugler bei, der auch
die vorzügliche ORF-Bigband leitete, wie die ganze LP übrigens eine
Co-Produktion mit dem ORF ist. Von den sechs Titeln am besten: „Hallo Peter“,
das „Hexenlied“ und „Ja, diese Nacht“.
Aniko singt alle
diese Titel so, wie es Inhalt und Atmosphäre erfordern, sie verzichtet auf eine
besondere Masche, man hat ihr auch – vielleicht bewusst – keine große
Festivalnummer gegeben, in der ihre vorhandene große Stimme weit ausschwingen
kann.
Das hat alles noch Zeit. Der erste Schritt ist gelungen. Jetzt hat
erst einmal das Publikum das Wort.
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