ANIKO BENKÖ (Volksblatt 1974)

HEISST DER GEHEIMTIP ANIKO?
Erste LP eines vielversprechenden Talents

Auf Evamaria Kaisers Schlagernachwuchsmarkt tummelt sich allerlei, Sternchen peilen Stardimensionen an – zumeist erfolglos, die Vielzahl der Möchtegernsänger und –sängerinnen versinkt alsbald wieder in der Anonymität, aus der sie herauskamen.

Eine der talentierten Sängerinnen, die mit Zukunftschancen rechnen können, ist Aniko Benkö, 1951 in Budapest geboren und seit 18 Jahren in Wien lebend. Das gebürtige Ungarn-Mädel schnupperte 1970 erstmals nach Erfolgen und kassierte außer einem dritten Platz beim Showchance-Turnier die Erstlingsaufnahme einer Schallplatte. Titel: „Das Glück mit dir“, die musikalische Eintagsfliege, die einen Sommer kaum überstand.
Danach kleine Ausflüge ins Ausland: Auftritt beim Südwestfunk Baden-Baden, Silvestershow in Ostberlin, Teilnahme an diversen Festivals.

Erst heuer – Aniko wechselte in der Zwischenzeit die Plattenfirma – kam mit der der Single „Sag zum Leben ja“ wieder ein kräftiges Lebenszeichen.
Und dieser Tage erschien die erste LP „Aniko“. Polydor-Chef Turan rechtfertigt anlässlich der Plattenpräsentation in Wien die hohen Kosten einer Long-Play-Produktion: „Allein von ‚Sag zum Leben ja‘ konnten 5000 Singles verkauft werden.“
Weil der Plattenmacher davon überzeugt ist, dass Aniko mehr als nur Schlager anzubieten hat, lässt er sie auf der Neuerscheinung auch Melodien aus „Gigi“ und „Papillon“ singen.
Aniko, die sich unter den Bewerberinnen für die „Gigi“-Rolle im Theater an der Wien befand, dort aber den Weisel erhielt, konnte sich also doch ein Trostpflaster auflegen, sie darf sich jetzt auf Platte in zwei Nummern aus dem Erfolgsmusical von Loewe-Gilbert ganz als „Gigi“ fühlen.

Ernst Kugler, musikalischer Leiter des Nachwuchsstudios, einer der ORF-Bigband-Chefs und auch auf dieser Platte als bewährter Titelmacher in Aktion, schwärmt gleichfalls von seinem Schützling: „Als Aniko vorsingen kam, fiel mir sofort das Timbre ihrer Stimme auf, die Art, wie sie singt.
Zu einer gesunden Portion Musikalität gesellen sich bei Aniko noch Temperament und Fleiß hinzu. Andere kommen und kopieren bloß ein großes Vorbild.“

Aniko könnte mit „Aniko“ der große Wurf gelingen. Mir persönlich gefällt sie mit einem Titel auf dieser Langspielplatte besonders gut. Es ist Elvis Presleys leicht verstaubter Sweet-Song „Love me tender“. Aniko lässt dabei ihrer geschmeidig-intensiven Stimme Raum zur Entfaltung.
Würde man’s nicht wissen, man könnte glauben, Connie Francis ist die Interpretin.

Eine interessante und wirkungsstarke Sängerin. Das Ausland interessiert sich bereits für Aniko Benkö ...

Götz Rajchl

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