GOLEM (1972)

Wir stellen vor: Ohne Pop-Bla-Bla, GOLEM

Eines Abends führte mich mein Weg in der Wiener Innenstadt in die Grünangergasse. Dort befindet sich Wiens älteste Backstube, die rund 700 Jahre alt sein soll. Der alte rußgeschwärzte Backofen und der große Teigtrog werden sich wundern, was sich in den ehrwürdigen Gemäuern heute tut. Denn, nachdem sie einige Spinnweben und den Staub der Jahrhunderte beseitigt hatten, studieren dort die "Golem" ihre Lieder ein. Die "Golem", die die letzte "Show-Chance des österreichischen Fernsehens gewannen und zu unseren Spitzenbands zählen. Peter Kutzer, kurz "Piet" genannt, der Boss der Gruppe, hatte mich dorthin eingeladen, um mir die erste Singleplatte der Band vorzustellen.

Der etwas merkwürdig anmutende Name der Gruppe, Golem, kommt aus dem Hebräischen. Nach dem Alten Testament konnten besonders befähigte Rabbiner aus einer formlosen Lehmmasse einen künstlichen Menschen schaffen. Sie wurden hergestellt, um den Menschen zu helfen, um Gutes zu tun.
Die "Golem" von heute sind zwar durchaus Menschen aus Fleisch und Blut, wie ich mich persönlich überzeugen konnte, doch sie wollen auch Gutes tun und versuchen dies mit Hilfe von Musik.
Musik, die nicht nur unterhalten will, sondern der man zuhören soll. Sie bringen Spirituals und Eigenkompositionen mit Texten, die zum Nachdenken anregen.
Die "Golem" haben Erfolg und verdienen damit Geld, das sie jedoch teilweise karitativen Einrichtungen zufließen lassen. So etwa den Waisenkindern der Erdbebenkatastrophe in Peru und einem österreichischen Heim für gehirngeschädigte Kinder.
Peter Kutzer, der nebenbei die Künstler einer Schallplattenfirma betreut: "Zusammen mit dem Pastorensohn Martin Wolfer gründete ich die 'Golem'. Da man aber zu dritt besser Musik machen kann, holten wir in unser Duo noch einen Mann, der Sologitarre spielen kann. Doch merkten wir bald, dass zu unseren männlichen Stimme noch eine weibliche fehlte. So suchten und fanden wir die ideale Ergänzung: Karin Stranig."
Karin Stranig selbst hatte schon als Solistin Karriere gemacht. Bei der Show-Chance des Jahres 1969 erreichte sie den 3. Platz und beim Finale in Mainz, wo Österreich, die Schweiz und Deutschland um die Plätze kämpften, kam sie immerhin auf den 5. Rang. Bei demselben Wettbewerb wurden damals übrigens die "Milestones" Sieger. Nach diesem Erfolg stand die hübsche Klagenfurterin vor dem Problem, ob sie nun alleine weitermachen oder sich einer Gruppe anschließen sollte. Sie entschied sich für letzteres und kam zu den "Golem". Der Entschluss mag ihr nicht leicht gefallen sein, doch heute zeigt sich, dass er goldrichtig war.
Wegen der hohen Anforderungen, die die Gruppe an ihre Zuhörer stellt, hat sie es schwer, ein größeres Publikum anzusprechen, doch sie ist überzeugt, dass man nicht nur mit Pop-Bla-Bla Karriere machen kann. Und so üben die "Golem" eifrig weiter. Ihre erste Single ist mittlerweile schon in den Schallplattenläden, und demnächst soll sogar auch eine Langspielplatte nachfolgen. Hoffentlich folgen noch viele.
Manfred

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