GOLEM (Neue Illu, ca. 1972)

DAS VIERBLÄTTRIGE KLEEBLATT

Im September schlug ihre große Stunde. In der "Show-Chance 71" eroberten die Golem mit dem Lied "Your time is over" den ersten Platz.
Und wer die Gruppe auf dem Bildschirm gesehen hat, wird der Jury recht geben.
Man nennt die sympathischen vier auch die "Katastrophengruppe". Denn wenn es irgendwo "gebrannt" hat, also etwas passiert ist,
ein Erdbeben, eine Überschwemmung, sind die Golem zur Stelle und treten unentgeltlich auf.
Das heißt, die dafür erzielten Einnahmen kommen den Opfern der diversen Katastrophen zugute.
Nun, höchste Zeit, dass ich die vier vorstelle:
Beginnen möchte ich mit dem "Vollbart", mit Peter Kutzer, dem Initiator der Gruppe:
"Nach der Matura Studium an der Hochschule in Chemie und Philosophie", erzählt der 25jährige.
"Dann verschiedene Jobs: Flugzeugreiniger in Frankfurt, Tellerwäscher, Nachtportier im Jugendgästehaus und Verwalter auf dem Campingplatz,
Versicherungsangestellter und schließlich Promoter und Pressemann im W.-M.-Verlag"
Peter komponiert und textet. Wie seine drei anderen Kollegen und Freunde singt er natürlich auch.

Golem Nr. 2 heißt Martin Wolfer, 24 Jahre alt, stud. med.
"Ich spiele die 12saitige Rhythmusgitarre, komponiere und texte auch", berichtet Martin.
"Früher habe ich zum Beispiel bei Hofburgbällen usw. gespielt, um mir das Studium zu verdienen.
Manchmal sitze ich auch in unserer Kirche an der Orgel. Vater ist nämlich in der Martin-Luther-Kirche in Währing Pastor.
Meine Liebe gehört Bach",
stellt der sympathische Martin fest, der nach seinem Doktor - derzeit praktiziert er auf der Unfallchirurgie -
auch Musik studieren will.

"Flöti von Flötenstein", stellt sich der 28jährige Sologitarrist und Arrangeur vor.
Sein wirklicher Name: Horst Noibinger, aber manchmal glaubt er schon selbst, dass er Flöti heißt.
"Ich besuche die TH, Endstation Diplomingenieur. Mein Gebiet: Reaktorkesselbau.
Übrigens habe ich einen Atomreaktor mit Jugendstilfassade gebaut",
sagt Flöti, und dabei behauptet er,
er hätte nicht die Absicht, mich auf den Arm zu nehmen.
Flöti will nach dem Studium nicht nur in Österreich bleiben, sondern auch weiter Musik machen.
"Darf ich vorstellen", unterbricht er plötzlich unser Gespräch, "das ist meine Braut, Maus von Mäusenstein."
Die Braut ist eine ernste junge Dame mit einem Doktortitel, aber sie macht mit ihrem Flöti jede "Hetz" mit.



Der vierte Golem ist ein hübsches blondes Mädchen und das einzige Mitglied der Gruppe, das nicht aus Wien stammt.
Karin Stranig ist Klagenfurterin. Karin hatte gute Angebote wie etwa bei Bronner in der Fledermaus zu singen, aber sie entschied sich für die Golem.
"Ich möchte keine Kommerzmusik machen", meint sie, "jedenfalls im Augenblick noch nicht".
Wie sie sich mit den drei harten Burschen versteht? "Großartig", sagt Karin, die früher bei den "Worried Men" war.

Bei den großen Veranstaltungen werden die Golem durch eine Rhythmusgruppe, Harald, Wolfgang und Ernst, verstärkt.
"Garderobenprobleme gibt es bei uns nicht", stellt Wortführer Peter fest.
"Wir treten auf, wie es uns gerade einfällt. Neuigkeiten: Dieser Tage kam unsere neue Platte 'Your time is over' heraus.
Auch machen wir eine komplette Show, die durch die "Prayers of Soul" komplettiert wird.
Unser Programm: Spirituals in Englisch und Deutsch, viel christliche Themen.
Unsere Auffassung: Jeder kann etwas tun. Wir musizieren eben für die vom Schicksal getroffenen Menschen.
Keine Protestsongs, unser Anliegen ist eher optimistisch.
Natürlich richtet sich unser Programm nach dem Publikum.
Wir singen zum Beispiel im Auditorium maximum, in unserer Backstube in der Grünangergasse, aber auch in der Kirche.
Es kommt schließlich nicht auf den Ort an, sondern wohl nur auf das 'Was und wie'".
Melitta Schreiber

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