GOLEM (Artikel, September 1971)
DIE "GOLEMS" IN KREMS
Die Wiener Folkloregruppe gastierte im Festsaal der
Katholischen Akademie
Krems – ob es abergläubische
Prinzipien waren, oder eine Werbetrommel, welche schlecht geschlagen wurde, sei
dahingestellt.
Eines jedoch kann mit vollem Recht behauptet werden: in einem
phantastischen Rahmen, im Festsaal der katholischen Lehrerakademie, gab die
Wiener Folkgruppe „Golem“ ein an Höhepunkten reiches Programm. Obwohl die
entsprechende Menge an Zuschauern fehlte, fehlte es nicht an einem begeisterten
Publikum.
So sangen und klatschten
die Zöglinge des Heimes zu den ins Ohr gehenden Melodien mit.
Akteure und
Publikum saßen sich nicht getrennt gegenüber, sondern verschmolzen zu einer
Einheit.
Die „Golem“, welche
ihre ersten Lorbeeren in Peter Rapp’s „Spotlight“ ernteten, setzen sich aus der
gesanglich, aber auch visuell gut ausgebildeten Gesangsdame Karin Stranig,
dem bärtigen Sänger Peter Kutzer, dem Gitarristen und Sänger Martin Wolfer, dem
immer sehr ernst gestimmten Bassisten Peter Altrichter und dem Sprössling eines
Rossatzer Elternhauses, dem Gitarristen und Sänger, Horst „Flöti“ Noibinger
zusammen.
Prägnante
Programmpunkte gab es selbstverständlich auch, wie etwa die Nummer des
„Glöckners von Notre Dame“, die Bartträger Kutzer interpretierte.
Der leicht
dämonisch angehauchte Sänger brachte diese Horrorstory sehr echt. “Die Hymne von
den abgeschnittenen Truthahnhälsen“ fand in Martin ihren hervorragenden
Interpreten und man könnte sich vorstellen, dass dieser ein „opus“ auf das
U.S.-Weihnachtsgeflügel recht reizvoll in englischer Sprache bringen kann.
Der Rossatzer Stolz „Flöti“ bewies – obwohl
Maschinenbaustudent – dass er noch immer an der guten alten „Micky Maus“ hängt,
denn nach einer nur Japanern verständlichen Wortfetzenouvertüre gab er mit
einigen Akkorden zu verstehen: Micky Maus stirbt nie.
Als musikalischen Höhepunkt muss man die
Nummer „Time“ (is a bad thing) bezeichnen, ein Lied, welches in formvollendeter
gesanglicher und musikalischer Präzision über den Begriff „Zeit“ sinniert. Für
den Berichterstatter gab es noch ein kleines Privatkonzert in einer gastlichen
Rossatzer Villa, wo der weibliche Kleemannsspross zur Mitternachtsjause einlud.
Ich habe jedenfalls von den „Golem“ das Versprechen
erhalten, dass sie wieder nach Krems kommen werden, wofür natürlich die
Werbetrommel besser gerührt werden muss, damit dann alle in den Genuss dieser
ausgezeichneten Gruppe kommen.
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