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aus Wien |
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musikalische Anfänge |
Solang sich Stefanie erinnern kann, hat sie
gesungen. Die temperamentvolle Sängerin mit
tschechisch-slowakisch-ungarischen Wurzeln wurde als ältestes von vier
Kindern (zwei Brüder, eine Schwester) in Niederösterreich geboren. Die
musikalischen Eltern wollten, dass ihre Tochter Instrumente spielt. Eine
Harmonika sollte es dem Vater zufolge sein, doch ihre Mutter kaufte eine
Gitarre. Bereits als 11jährige sang sie mit Musiklehrerin
Leopoldine Engel im Kirchenchor und lernte in kürzester Zeit Barockflöte. Es folgten die ersten Auftritte mit verschiedenen Bands.
Ihre Naturstimme sah sie immer als Geschenk bzw. wie einen inneren Ruf an.
Mit 15 stand sie zum ersten Mal auf der Bühne. Dann tingelte sie durch die
verschiedensten Lokale und sang mit Amateurkapellen, fast jeden Abend war
sie unterwegs und oft rutschte sie nur knapp am Jugendschutzgesetz vorbei.
Bald darauf ließ sie die Schlager links liegen und verlegte sich auf klassischen Gesang (bis zum
Koloratursopran),
wandte sich dann aber wieder der Pop-Musik (ihrer eigentlichen
Liebe) zu.
Nebenbei machte sie eine Lehre zur Modistin, da sie gut und
gern zeichnete. Sie war prinzipiell immer neugierig und auf der Suche nach
neuen Herausforderungen.
Ihr Ziel war es immer schon frei zu sein. Sie
hat immer alles anders gemacht, als Gleichaltrige, hatte immer ihren eigenen
Stil und wusste, was sie wollte.
Marianne Mendt nahm sie einmal mit in die "Fledermaus". Das Treffen mit
Gerhard Bronner führte allerdings zu keiner Zusammenarbeit.
Von
Dezember 1967 bis zur Auflösung Ende Februar 1969 war sie Mitglied der
Damengruppe "Soul Magics".
Die Gruppe bestand aus:
Despina "Dessy" Chupillas (später Chladt, 1943-2013) aus Wien - Gesang,
Orgel
Elisabeth "Liz" Mayerhofer aus Wien - Gesang, Schlagzeug
Lorraine
"Lorrie" Baum aus Colorado/USA - Bassgitarre, Gesang und Zugposaune
Stefanie "Claudia" Vyhnak aus Wien - Gesang, Gitarre
Vielen Dank an Lorrie Baum für die Fotos aus dieser Zeit
Gemeinsam bestritten sie
zahlreiche Auftritte in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Nach deren Auflösung
übersiedelt Stefanie 1970 nach Amerika, wo sie zwei Jahre lang in diversen
Soul- und Jazz-Gruppen als Musikerin und Sängerin unter dem Namen "Claudia"
tätig war. Hier lernte sie Johnny Smith kennen, der sie in die Begriffe der
Jazzgitarre einführte. Bis zu ihrem Tod dachte Stefanie noch oft an diese
Sessions zurück mit den weißen und dunkelhäutigen Musikern, die sie
akzeptierten, als wäre sie eine von ihnen. Nur die Musik zählt.
Von einer Show-Band wurde ihr sogar ein 5-Jahres-Vertrag
angeboten. Um sich über Wasser zu halten, arbeitete sie nebenbei als
Serviererin, bis sie Ende 1971 wieder nach Österreich zurückkehrte.
1971/72
Frisch aus Amerika zurück gekehrt, wurde Erich Kleinschuster auf sie
aufmerksam. Gemeinsam mit der ORF-Bigband entstehen Vertonungen von Texten
des österreichischen Künstlers Peter Weibel (*1944) und Rundfunkaufnahmen für Ö3.
Zudem unterstütze sie 1971 die Wiener Gruppe "Madcaps"
bei ihrer Westösterreich-Tour.
Unter anderem das jazzige "Compared to what", den sie am 23.
Juni 1972 in Peter Rapp's legendärer Fernsehsendung "Spotlight" präsentierte (der
Titel erschien 1973 auf einem Atom-Sampler). Über Karl "Charly" Ratzer (*
1950, "C-Department") kommt sie als Sängerin auf die 1971 erschienene
(gleichnamige) LP von Gipsy Love. Für das Album "Gentle
Eyes" von Art Farmer wird sie 1972 als Sängerin
verpflichtet. Dieses Album wird - unbestätigterweise - zur besten LP des
Monats in Amerika gekührt.
In dieser Zeit singt sie
viel im "Jazzland" und auf Jazzveranstaltungen allgemein. Es folgen Sessions
mit Fatty George, Teddy Ehrenreich und Horst Winter.
Stefanie im "Spotlight"
In dieser Zeit vertont sie auch
zwei oder drei Texte von Georg Danzer.
Zudem erhielt sie erste Engagements als
Studio-Sängerin (z.B. für André Heller) und wirkte in beliebten TV- und
Radio-Shows (z.B. "Leute") beim ORF mit.
Bereits vor dem
Show-Chance-Finale bekommt sie bei Atom einen Plattenvertrag. Ihre erste
Single "Lies for Sale", aus der Feder von Richard Schönherz
und Manuel Rigoni, passt perfekt zu Stefanies Temperament und Stimme,
erscheint noch vor dem Herbst.
Stefanie -
Gesang bis zur Extase (Zeitungsartikel, Frühjahr 1972)
Man könnte fast sagen "über Nacht wurde Stefanie ein Star".
Erstmals in der breiten Öffentlichkeit wurde sie bekannt, als sie heuer in
Bad Vöslau bei der "Show-Chance"-
Vorentscheidung den ersten Platz (vor "Gummizwerg"-Sänger Heinrich Walcher)
belegte.
Stefanie ist eine geborene Wienerin (ihre
Eltern stammen aus der CSSR, ihre Großeltern aus Ungarn), ihr Familienname
lautet Vyhnak.
Sie ist eine der wenigen echt
dynamischen Sängerinnen Österreichs. Wenn sie eine Bühne betritt, ist sie
ein anderer Mensch.
Sie steigert sich in ihre Musik
bis zur Extase hinein. Ihre Vorbilder sind Janis Joplin und Aretha Franklin.
Von beiden hat sie auch Songs in ihrem Programm. Privat hört sie auch
besonders gern klassische Musik, von Beethoven und Tschaikowsky.
Außerdem geht sie derzeit in eine Schauspielschule (Krauss).
Längere Zeit war sie in Amerika und nahm Gitarreunterricht bei Jimmy Smith
(nicht identisch mit dem weltberühmten Jazz-Organisten).
Stefanie ist bestimmt keine Eintagsfliege im Show-Geschäft, sondern eine
echte Persönlichkeit, die weiß, was sie will.
Vor
einiger Zeit kam ihre erste Single-Platte auf den Markt "Tomorrow"
und "Lies for Sale" bei Atom.
Was auf dieser Scheibe fehlt ist die "Live"-Atmosphäre die einem bei ihren
Auftritten gefangennimmt.
Wenn man Stefanie einmal
bei einem ihrer Auftritte erlebt hat, muss man - ob man will oder nicht -
ein Fan von ihr werden!
Show-Chance |
1972 nahm sie an der Show-Chance
teil. Aufgrund ihrer kräftigen, souligen Stimme zählte sie bereits bald
zu den Favoriten.
Mit ihrer Eigenkomposition "Ich
such' die Wahrheit" gewann sie die Show-Chance 72 bei den Solisten.
Im Rahmen der "Show-Chance 1972" sang
Stefanie folgende Titel:
"Ich such' die Wahrheit" - (deutsche
Version von "Truth";
M: Stefanie Vyhnak / dt. T: Brigitte Wall) Finale, 1. Platz - Solisten
"Truth"
(Eigenkomposition)
Auf die Frage, wie sie die Show-Chance sieht
antwortet sie:
"Die Show-Chance ist eigentlich nur für
Nachwuchssänger und ich bezeichne mich eigentlich als Nachwuchssängerin,
da ich selbst bisher keine Chance hatte öffentlich
aufzutreten, im Fernsehen oder Ähnlichem."
"Ich such die Wahrheit" im Show-Chance-Finale
Jury | Oberhuber | Langer | Schweizer | Peschek | Prabe | Grissemann | gesamt |
Wertung Musik | 8 | 8 | 8 | 8 | 32 | ||
Wertung Show |
|
7 | 7 | 7 | 7 | 28 | |
gesamt | 60 |
Weitere musikalische Erfolge |
Ende Oktober '72 (ganz kurz nach dem Show-Chance-Finale) geht sie gemeinsam mit
Brigitte Wall und
Wilfried für Österreich beim
"Coup d'Europe Musicale" an den Start.
Sie singt
"Lies for Sale" und "Tomorrow". Weitere Teilnehmer
aus anderen Ländern waren Maryla Rodicz, Marion Maerz, Peter Maffay und
Alice Blanche.
In dieser Zeit begann auch eine kurze Zusammenarbeit mit
der Wiener Gruppe "Acid".
1973
Am 17.
Februar stand sie in der Premiere der Ballett-Komödie "Der Bauer als Edelmann" -
an der Seite von u.a. Barbara Madison, Günther Frank, Heinz Zuber, Rudolf
Wessely und Samy Molcho - auf der Bühne des Wiener Burgtheaters.
1974
Weil sie immer sagte, was sie dachte, kam es immer wieder zu Problemen.
In einem Radio-Interview mit Rudi Klausnitzer für die Sendung "Leute" sagte
sie beispielsweise, dass sie mit ihren Arrangements nicht zufrieden ist.
Obwohl ihr zunächst versprochen wurde, dass sie weiterhin englisch singen
darf, musste sie deutsch singen.
Es kam zu einem Wechsel zur Wien-Melodie
(WM). Doch was sang Stefanie da? Die temperamentvolle Blues- und
Soul-Sängerin zeigt sich mit zwei selbst komponierten und getexteten
Liebesliedern im Wiener Dialekt. Als Komponistin und Texterin nennt sie sich
fortan Stefanie Singer.
"I wart' no immer" /
"Du i hab' di so gern" bleibt ihre einzige Single bei WM.
1975
Aus der "Show-Chance" ist inzwischen nur noch eine Radio-Show bei
Ö3 mit dem schlichten Titel "AUSTRO-POP" geworden. In diesem Jahr
präsentierten sich größtenteils nur bereits etablierte Künstler und Sieger
von vorigen Bewerben.
Bei Atom erschien eine deutschsprachige Single: "Der Toni von St.
Anton" (eine sehr schräge deutsche Version von Dalida's Hit "Gigi l'Amoroso")
über die Beziehung zwischen einem Skihaserl und ihrem Skilehrer, der vor
allem durch seine nächtliche Kondition punktet. Stefanie hätte auf dieses
Lied nur allzu gerne verzichtet, musste es aber aufnehmen, da Evamaria
Kaiser sonst kein grünes Licht für die "Kleine Plauderei"
(B-Seite) gegeben hätte. Eine Tangomelodie, die von Stefanie komponiert und von
Heinrich Walcher - mit einem starken
Augenzwinkern - getextet wurde.
Bei der BASF erschienen zwei interessante Singles:
"I'm falling in Love again"
und ein Duett mit Fausto Mola in italienischer Sprache: "Un
Corpo e un' Anima" (Original Wess & Dori Ghezzi)
Mir persönlich gefällt diese Version besser als das Original von 1973.
Durch Franco Andolfo und den Hochmuth-Verlag kam es zu dieser Aufnahme.
Parallel dazu suchte im Frühjahr 1975 Giorgio Moroder
nach einer Sängerin für einen neuen Song im aktuellen Disco-Sound.
"Love to love you Baby" hieß der Titel. Ein Vertreter der
Plattenfirma Philips sprach mit ihr und fand auch ihre Stimme gut.
Letztenendes war sie dann - trotz guter stimmlicher Voraussetzungen - zu
bodenständig und zu wenig "fémme fatal". Der von Donna Summer
eingesungene Titel avancierte im Sommer des gleichen Jahres zum großen Hit.
Zusätzlich begann sie als Schauspielerin zu arbeiten und kam über Lola
Braxton zum Musical.
1976
In diesem Jahr wird sie für das Musical
"Candide" am Wiener Burgtheater engagiert. In den nächsten Jahren
folgen Rollen in "Cyrano de Bergerac"
(Volkstheater) und "Mayflower"
(Premiere 2. Dezember 1977, Theater an der Wien mit u.a. Aniko Benkö, Christina
Simon, Marika Lichter und Wilfried)
Ebenfallswar sie bei der Ö3-Sendung "AUSTRO-POP"
dabei. Im Gegenzug zum Vorjahr waren in diesem Jahr zahlreiche junge Talente
dabei - und nur wenige bereits bekannte Interpreten (z.B. Acid, Malformation,
Peter Cornelius und Peter Meissner).
Über Wolfgang Lindner bekommt sie in Deutschland einen Vertrag bei PROM.
Hier erschienen zwei Singles,
die von Tom Winter produziert wurden.
Die erste, englische, "Talks" - von Stefanie selbst
komponiert und getextet.
Als Steffi Vinjak singt sie den Titel "Bangkok at Night" für
den Film "Drei Bayern in Bangkok" - Zusammenarbeit mit Gerhard
Heinz.
1977
Wer die "Talks"-Single kennt, wird sich nun fragen, wieso nur?
Zwei wirklich starke Blues-Soul-Titel stehen nun einer eher seichten
deutschen Produktion gegenüber.
"Mister Disco" / "Du bist meine Welt" sind leider nicht wirklich ausgefallen.
1979
wirbt sie mit "Come along with me" für den Zahnpflege-Kaugummi
Vadevacum
Darüber hinaus sang sie "I need it" für den Film "Die
Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo" - Zusammenarbeit mit Gerhard Heinz.
1982
Nach dreijähriger Pause präsentierte sich Stefanie mit drei ganz anderen
Singles. Zudem ist sie wieder als Komponistin tätig.
Musikalisch schwer einzuordnen zwischen Austro Pop und der gerade
entstandenen Neuen Deutschen Welle.
Die Plattenfirma schrieb folgendes zu ihrer Produktion: "Nach
dreijähriger Sangespause kehrt die Österreicherin wieder ins Showbiz zurück
und es gibt wohl kaum einen Zuhörer, der bei Stefanies rockigem Song und
ihrer kräfitg-kratzigen Stimme nicht wachgerüttelt wird."
Ihr von Ex-Ö3-Discjockey und Besitzer der Plattenfirma "Lion Baby" Peter
Lossack produzierter Comeback-Hit "Die Weckuhr" kam bis auf # 9 der österreichischen
Charts. Von der "Weckuhr" wurden gleich in den ersten zwei Wochen mehr als
10.000 Stück gepresst und verkauft.
Auch der Nachfolger "Meine Herrn gestatten" erhält gute
Kritiken.
1983
"I möcht' nur an Kuss" wird Stefanies letzte
Single.
Vielfach wurde Stefanie in dieser Zeit mit der gerade durchstarteten
Stefanie Werger verwechselt, die in ähnlichem Stil Musik machte, was für ihr Comeback nicht wirklich
vorteilhaft war.
1985
war sie als Solistin im Musiktheater "Valerie", das im Rahmen der
Wiener Festwochen im Wiener Metropol stattfand, zu sehen.
Diese Eigenproduktion, "ein neues Musical als Jahrhundertrevue", wurde
von Alfred Lauber geschrieben. Premiere fand am 21. Mai statt.
Zum Ensemble gehörten auch Franz Suhrada und Lizzi Engstler.
Stefanie hatte nie die Möglichkeit Musik zu studieren. Ihr
Ehrgeiz, ihre stark-ausgeprägte Naturstimme und ihr absolutes Gehör
ermöglichten ihr trotzdem eine musikalische Karriere, die erfolgreicher
laufen hätte können, wenn vieles anders gelaufen wäre. Stimmlich hätte sie
so manchen "Star" an die Wand gesungen. Dies wurde ihr auch noch
Jahre später von ehemaligen Kollegen und Weggefährten vorgeworfen ("Den
Sieg hast du dir nicht ehrlich verdient!").
Leider geriet ihre
musikalische Karriere mehrfach und immer wieder ins Stocken. Auch war sie
von zahlreichen falschen Versprechen geprägt.
Dazu kamen öfters
finanzielle Probleme, weil Gagen überhaupt nicht oder nur nach monatelanger
Verspätung gezahlt wurden.
Verträge, Aufnahmen und Termine platzten,
weil sie einflussreiche Männer "abblitzen" ließ und auch sagte, wenn
ihr etwas nicht passt. Zudem scheiterte es häufig an der Zeit ihrer
Musikerkollegen. Die geplante Langspielplatte wurde immer wieder aus
fadenscheinigen Gründen verschoben und kam letztendlich nicht in Produktion.
Man könnte meinen, dass die Produzenten und
Plattenbosse Stefanie künstlich "klein" halten wollte, obwohl sie das "Zeug"
für eine große (auch internationale) Karriere gehabt hätte.
"Liebe zu Musik ist gleichzeitig auch die Liebe zu Menschen. Beim Singen
bin ich immer glücklich. Was nützt mir Geld, wenn ich kein Gefühl habe?",
sagt Stefanie in einem Gespräch mit mir ein halbes Jahr vor ihrem Tod.
Dennoch war Stefanie eine der ersten (wenn nicht sogar die
erste) Austro-Pop-Sängerin, da sie eigenständige Popsongs
in englisch, deutsch und Mundart veröffentlichte, die sich von der breiten
Masse abhoben.
... und heute? |
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